CIRS-Flash Nr. 4: Erysipel trotz normalem CRP

CIRS-Flash Nr. 4: Erysipel trotz normalem CRP

Spots
Ausgabe
2018/20
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01783
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2018;18(20):370

Publiziert am 24.10.2018

Wem können wir wirklich trauen: dem Laborwert oder unserem klinischen Blick?

CIRS-Flash Nr. 4: Erysipel trotz normalem CRP

«Eine Patientin kommt mit einer Beinschwellung ohne Schmerzen. Es wird Hämatogramm, CRP und D-Dimer veranlasst. D-Dimer neg, CRP 0,1 mg/l.
Trotz atypischem Labor vermute ich ein Erysipel des Beines, eine tiefe Venenthrombose konnte ausgeschlossen werden. Ich überweise die Patientin an die Klinik, frage mich aber, weshalb das CRP negativ ist. In der Klinik wird ein CRP von 314 mg/l gemessen!
Das Labor bei uns wird überprüft: Das Gerät gibt für das CRP ­einen Wert von «--- *D» aus, was bedeutet, dass eine Verdünnung durchgeführt werden sollte. Die MPA hat den fehlenden Wert im übermittelten Laborblatt als zu tief interpretiert und ihn manuell auf 0,1 mg/l gesetzt.»
Kommentar
Mut zur Klinik! Erfreulich, dass es dank dem Mut, sich selbst zu trauen, gut gegangen ist! So etwas haben sicher schon manche von uns in verschiedenen Variationen erfahren; der Laborwert, der nicht passt und unser Hirn auf Hochtouren laufen lässt mit der Frage: Warum passt der Wert nicht zur Klinik bzw. die Klinik nicht zum Wert...? Wem können wir wirklich trauen: dem Laborwert oder unserem klinischen Blick? Aus allen bisherigen Er­fahrungen heraus würde ich im Zweifelsfall eher dem klinischen Blick trauen.
Leider wird durch manche MPA die Bedeutung von Laborwerten für unsere Entscheidungen unterschätzt, insbesondere, da täglich viele Werte einfach normal sind. Wir sollten uns anstrengen, den MPA immer wieder die Wichtigkeit ihrer Arbeit im Labor und ihres wachsamen Auges dabei aufzuzeigen.
Für Ihren nächsten Fall: www.forum-hausarztmedizin.ch.
Herzlichen Dank!
Das CIRS Team
Esther Henzi, Markus Gnädinger
Dr. med. Markus Gnädinger
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin
Birkenweg 8
CH-9323 Steinach
markus.gnaedinger[at]hin.ch