Wo bleibt denn auch die Ärztin in der Notfallsituation, gesucht von der Spitexschwester oder direkt vom Patienten? Um eine Verordnung zu machen, ein Medikament zu verabreichen oder ein Rezept auszustellen? Auch hier finden sich leider nur noch wenige, meist überalterte und strapazierte Kollegen, die für ihren Notfalldienst nicht mal mehr mit Notfallpauschalen abgegolten werden sollen. Wir sollen künftig erst einmal abklären, ob es sich überhaupt um einen vital-bedrohlichen Notfall handelt. Sonst ist sie ja nichts wert, die notfallmässige hausärztliche Leistung. Kein Notfall, keine Pauschale. Für was auch? Die Arbeit, die die noch verbliebenen Hausärztinnen während der Festtage leisten, ist die überhaupt etwas wert? Gemäss Beschluss Bundesrat und BAG eher nicht. Wir Hausärzte stehen im Generalverdacht, uns am Gesundheitswesen zu bereichern. Wurde in den letzten Jahren von Stärkung der Hausarztmedizin geredet, waren dies wohl nur Lippenbekenntnisse. Die Hausarztmedizin bekommt – nett verpackt – einmal mehr eine finanzielle Kürzung für ihre wichtige Arbeit. Nun durch die Politik! Kassenlobbying sei Dank! Wir, die wir uns über die Feiertage mit chronisch kranken, aufwendigen, komplexen und polymorbiden Patienten, die nicht nur unter 6 oder über 75 Jahre alt sind, beschäftigen, zu jeder Tages- und Nachtzeit, sollen einmal mehr wieder Haare lassen. Weil vielleicht andere Disziplinen mehr Haare lassen müssen (auf gut Deutsch «Einkommenseinbussen verzeichnen»), dürfen wir ja einmal mehr zufrieden sein! Wird uns eingeredet. Aber da haben wir was verpasst, leider! 24-Stunden Verfügbarkeit des Hausarztes zu einem Spartarif. Ist dies das Konzept, wie man junge Kollegen, ich muss wohl eher Kolleginnen sagen, ins Boot holen will? Die männlichen Kollegen haben sich längst in die lukrativeren Disziplinen mit weniger Notfalldienst verzogen.