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EU-Friedensmediation auf dem Prüfstand – Zwischen hohem Anspruch und komplexer Wirklichkeit

Julian Bergmann

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Die Europäische Union hat seit den 2000er Jahren eine beachtliche Bilanz als Mediatorin in innerstaatlichen Konflikten aufzuweisen Insbesondere in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, den Ländern des Westlichen Balkan, hat die EU eine Reihe von Mediationsinitiativen unternommen. Mediation ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Bemühungen der EU, Krisen und gewaltsame Konflikt mit zivilen Mitteln zu verhindern und zu bewältigen. Doch inwiefern ist es der EU bereits gelungen, den eigenen Anspruch im Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung einzulösen? Dieser Frage widmet sich der folgende Artikel und geht ihr im Bereich Friedensmediation in zwei Dimensionen nach: erstens hinsichtlich des Anspruchs der Entwicklung und Stärkung der Mediationskapazitäten, und zweitens in Bezug auf die Frage, inwiefern EU-Friedensmediation erfolgreich ist und somit einen positiven Beitrag zur Konfliktbearbeitung leistet. In Bezug auf die erste Dimension zeigt sich, dass die EU tatsächlich ihre Fähigkeiten und institutionellen Strukturen für Friedensmediation deutlich ausgebaut und damit ihren eigenen Anspruch eingelöst hat. Gleichwohl hat dies auch zu einer institutionellen Fragmentierung geführt, die den Koordinationsbedarf zwischen den einzelnen Institutionen deutlich erhöht. Hinsichtlich der zweiten Dimension zeigt die Analyse von zwei Fallbeispielen (Belgrad-Pristina Dialog und die Genfer Gespräche über Georgiens Territorialkonflikte) dass EU-Friedensmediation in den beiden Fällen einen positiven Effekt auf die Konfliktdynamik hat. Trotz einiger Teilerfolge muss jedoch auch konstatiert werden, dass die EU in beiden Konflikten keine vollständige Konfliktbeilegung erreichen konnte. Gerade in Bezug auf zwei Konfliktsituationen in der EU-Nachbarschaft, in der die EU durch die EU-Beitrittsperspektive einen vergleichsweise langen „Hebel“ gegenüber Konfliktparteien besitzt, macht dieser Befund die Grenzen der Einflussmöglichkeiten der EU deutlich.

Schlagwörter: Europäische Union, Mediation, Vermittlung, Konfliktmanagement, zivile Konfliktbearbeitung

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EU Peace Mediation under Scrutiny – Between High Aspirations and Complex Realities

Abstract

Since the early 2000s the European Union has established a considerable track record as a mediator in intrastate conflict. Particularly in the countries of the Western Balkans, the EU has undertaken a number of mediation initiatives. Mediation is a corner stone of the EU’s approach to managing and preventing crisis and violent conflicts through civilian means. But to what extent has the EU lived up to its own aspirations in the field of civilian conflict prevention and mediation in particular? This article addresses this question along two dimensions. First, it examines the EU’s ambitions to develop and strengthen its capacities in the field of mediation. Second, it focuses on the actual outcomes of EU peace mediation efforts and their contribution to successful conflict resolution. Regarding the first dimension, the article draws the conclusion that the EU has indeed lived up to its aspirations by strengthening its institutional architecture and capacities for peace mediation. Nevertheless, this has also led to institutional fragmentation, which increased the need for coordination between the involved institutions. With regard to the second dimension, two case studies (the Belgrade-Pristina Dialogue and the Geneva Talks on the territorial conflicts of Georgia) demonstrate that EU peace mediation had a positive influence on the dynamics of both conflicts. Having reached partial successes, the mediation processes, however, could not provide a comprehensive resolution in both conflicts. The specific context of these conflicts, in which the EU would be assumed to have political leverage due to the prospect of future EU membership, demonstrates the limits of its effectiveness in peace mediation.

Keywords: European Union, mediation, conflict management, conflict prevention, negotiations

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Bibliographie: Bergmann, Julian: EU-Friedensmediation auf dem Prüfstand – Zwischen hohem Anspruch und komplexer Wirklichkeit, PERIPHERIE, 3-2017, S. 412-434. https://doi.org/10.3224/peripherie.v37i3.02

Literaturhinweise