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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Vermeidung von fetalen bzw. neonatalen Problemen durch Toxoplasmosescreening zur J2?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker E. Anders - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Pädiatrie - Dresden, Deutschland
  • M. Rüdiger - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Pädiatrie - Dresden, Deutschland
  • R. Berner - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Pädiatrie - Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi24

doi: 10.3205/13dgpi24, urn:nbn:de:0183-13dgpi244

Published: March 28, 2013

© 2013 Anders et al.
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Die Seroprävalenz der Toxoplasmose beträgt in Deutschland ca. 50 %. Aus dem derzeitig selektiven Toxoplasmosescreening in der Frühschwangerschaft ergeben sich oft Probleme und Unsicherheiten bei Diagnostik und Therapie der Toxoplasmose in der Schwangerschaft.

Schwangerschaftsanamnese: 29-jährige Mutter, G2P2, Toxoplasmose-Serologie (12/2011): IgG+ 107 IU/ml (< 7), IgM+ 12,4 AU/ml (<8), niedrige IgG-Avidität 0,04 (0-0,09), Therapie der Mutter mit Rovamycin über 2 Monate (6.–14. SSW), anschließend 1 Monat mit Pyridmethamin, Sulfadiazin und Folinsäure.

Postnataler Verlauf: Termingerechtes, eutrophes gesundes NG. Toxoplasmose-Serologie: Kind (IgG+ 20,1 IU/ml, IgM negativ, nach 3 Monaten IgG+ 23,3 IU/ml, IgM neg.) Mutter (IgG+ 19,3 IU/ml, IgM negativ), vergleichenden Immunoblot zeigten sich im kindlichen Serum mütterliche Banden der IgG-Antikörper, sodass keine Therapie begonnen wurde.

Eine frühzeitige antiinfektiöse Therapie von Schwangeren mit Primärinfektion scheint die konnatale Toxoplasmoseinfektionsrate kaum zu senken. Die Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung sind nicht ausreichend untersucht. Jede auffällige Toxoplasmose-Serologie führt zu engmaschigen Titerkontrollen während der Schwangerschaft und im gesamten ersten Lebensjahr des Säuglings. Im schlimmsten Fall resultiert daraus eine unnötige antiinfektiöse Therapie der Schwangeren, möglicherweise auch des Kindes. Diese eigentlich unnötigen Kontrollen aufgrund fehlender aussagekräftiger Vorbefunde verunsichern Eltern über einen Zeitraum von fast 2 Jahren. Ein Toxoplasmosescreening zur J2 könnte bei einer angenommenen Seroprävalenz von ca. 50% mehr Sicherheit schaffen. Ein Toxoplasmosescreening kostet nur 14–16 Euro. Toxoplamoseimmune Mädchen würden identifiziert und Mädchen ohne bisher abgelaufene Toxoplasmoseinfektion könnten gezielt über präventive Maßnahmen aufgeklärt werden. Toxoplasmoseimmune Frauen müssten im Falle einer Schwangerschaft nicht erneut auf Toxoplasmose kontrolliert werden. Die freiwillige J2 könnte durch das Toxoplasmosescreening attraktiver werden und an Symbolcharakter für den Eintritt ins Erwachsenenalter gewinnen.

Ein Toxoplasmosescreening zur J2 würde die Sicherheit bei der Interpretation von Toxoplasmosebefunden während der Schwangerschaft deutlich erhöhen und einen Großteil von Kontrollen, antiinfektiösen Therapien und invasiven diagnostischen Eingriffen überflüssig machen.