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Wir sind ein Künstler - Wie Künstler_innengruppen über performative Erzählungen zu Subjekten werden
Alice Neusiedler
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Soziologie
Betreuer*in
Alfred Smudits
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.41948
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24219.07462.319769-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In den letzten Jahren kommt es zu einem zunehmenden Interesse an kollektiven Produktionen von Kunst. Künstler_innengruppen wurden bislang jedoch entweder in der Tradition politischer Kollektive oder als Zusammenschlüsse von kollaborativen Einzelpersonen verhandelt. Zudem wurden „Künstler_innen“, trotz feldinterner Kritik an der modernen Vorstellung von „Genie“, als singuläre Akteur_innen betrachtet. Das Subjekt wurde von seiner autonomen und souveränen Position verabschiedet (vgl. Jähnert et al. 2013). Folglich müssen auch Gruppen und ihre Formierungsprozesse neu gedacht werden. Vor dem Anspruch, dass künstlerische Arbeiten ihr authentischer Ausdruck (vgl. Geimer 2014) ist, brauchen Künstler_innengruppen eine gemeinsame Position, aus der heraus sie Kunst herstellen können. Langfristig-verbindliche Künstler_innengruppen bilden ein (temporäres) kollektives Subjekt heraus, um gemeinsam handeln und als Gruppe angesprochen werden zu können. Das gelingt über eine gemeinsame performative Erzählung. Diese Arbeit beruht auf den Ergebnissen meiner vorangegangenen explorativen Studie (2014), die ich in Anlehnung an die dokumentarische Methode (Bohnsack 2007) mit drei Bildenden Künstler_innengruppen in Wien durchführte: Steinbrener/Dempf&Huber, Muntean/Rosenblum und der WochenKlausur. Es zeigte sich, dass die Gruppen spezifische Erzählungen herausbilden, und im Rahmen dessen, Konzepte über ihre Zusammenarbeit entwickeln. Diese ermöglichten ihre Zusammenarbeit zu legitimieren. Diese Konzepte sind das Höhere, der Dunstkreis, der gemeinsame Name. Nun geht es darum, wie diese gemeinsame Erzählung performativ ist. Mittels des Konzepts der Performativität betrachte ich aus praxeologischer Perspektive jene Konzepte, welche die Künstler_innengruppen anwenden, um ihre gemeinsame Position herzustellen. Das Konzept der Performativität (Austin 1972; Goffman 1989; Turner 2009; Butler 2006) rückt die Konstruktion von Bedeutung in der Situation in den Mittelpunkt und erlaubt dabei gleichzeitig, die Wirkungsweise der symbolischen Ordnung auf die Situation und die Möglichkeiten des Handelns in den Blick zu nehmen. Während die vorangegangene Erhebung im Sinne einer sinngenerischen Typenbildung (Nentwig-Geseman 2013) auf die Orientierungsrahmen der Gruppen abzielte, geht es nun um die zweite Phase der Generalisierung. Dabei stehen die Funktionen der Erzählung im Mittelpunkt. Diese stellen erstens in Bezug zur symbolischen Ordnung eine gemeinsame Sprecher_innenposition her und erhalten diese zweitens durch ihre Wiederholung in Situationen des Erzählens. Performative Erzählungen erfüllen für die Künstler_innengruppen sechs Funktionen, wie ich exemplarisch herausarbeitete. Sie stellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Zusammenarbeit eine gemeinsame Sprecher_innenposition her: Erzählung als Ritual der Eingliederung (Funktion 1), Erzählung als Verhandlung von Differenzen (Funktion 2) und Erzählung als Besetzung gültiger Positionen (Funktion 3) stabilisieren die Gruppe nach Innen und besetzen nach Außen legitime Positionen. Die Funktion sich situativ „selbst“ anzurufen (Funktion 4), Verhandlung von gemeinsamen Wünschen/Vorstellungen (Funktion 5), Vermittlung zwischen Bewusstsein und praktischem Wissen (Funktion 6) stellen Handlungsmöglichkeiten her und erhalten so eine gemeinsame Aussageposition.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
collectives art field collective subject documentary method narration of self sociology of art interpretative research artist groups
Schlagwörter
(Deutsch)
Kollektive künstlerisches Feld kollektives Subjekt Selbsterzählung Dokumentarische Methode Kunstsoziologie interpretative Sozialforschung Künstlergruppen
Autor*innen
Alice Neusiedler
Haupttitel (Deutsch)
Wir sind ein Künstler - Wie Künstler_innengruppen über performative Erzählungen zu Subjekten werden
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
133 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Alfred Smudits
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.05 Kunst in Beziehung zu anderen Wissenschaftsgebieten ,
20 Kunstwissenschaften > 20.10 Kunst und Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.02 Theorie der Soziologie ,
71 Soziologie > 71.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
71 Soziologie > 71.50 Kultursoziologie: Allgemeines
AC Nummer
AC13118612
Utheses ID
37133
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1