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Open the Door
Rap & Jugend in Bezug auf Jugendliche mit Migrationshintergrund in Wien
Zorica Rakic
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Alfred Smudits
DOI
10.25365/thesis.11828
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29291.71369.407463-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit „Open the Door: Rap&Jugend in Bezug auf Jugendliche mit
Migrationshintergrund in Wien“ standen zwei großen Hauptfragen im Mittelpunkt der Untersuchung.
Einerseits wurde erforscht, inwiefern Rap eine identitätsstiftende Bedeutung für die
befragten Jugendlichen hatte, welche Faktoren von diesen als identitätsstiftend im Kontext von Rap
als Ausdrucksmöglichkeit hervorgehoben wurden und welche unterschiedlichen Faktoren von den
Jugendlichen mit Migrationshintergrund bzw. von jenen mit deutscher Muttersprache in Zusammenhang
mit dem Schaffen von Rap und der Ausbildung einer eigenen Identität benannt wurden.
Mit der zweiten Hauptfrage wurde die Bedeutung, welche diese befragten Wiener Jugendlichen als
RapperInnen mit dem Begriff Ghetto verbanden, erforscht und ob es bzgl. der Verwendung und der
Bedeutung des Begriffes ‚Ghetto’ Unterschiede zwischen den Jugendlichen mit nicht deutscher
Muttersprache und den Jugendlichen mit deutscher Muttersprache gibt. Darüber hinaus wurde
untersucht, in welchen Kontexten der Begriff ‚Ghetto’ seitens der rappenden Jugendlichen verwendet
wurde und wann dieser Terminus seitens der Befragten gezielt eingesetzt wurde.
Zur Datenerhebung wurden qualitative Interviews mit 31 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und
20 Jahren in Wien durchgeführt, die als Musikschaffende auftraten sowie der Wiener Rapszene
angehörten und überwiegend deutsch nicht als Muttersprache hatten. Ebenso wurde mit vier
Jugendbetreuern eine Befragung durchgeführt. Dabei war im Sinne der Forschungsfragen ein
wesentlicher Aspekt, dass diese Betreuer aufgrund ihrer langjährigen Musikworkshoptätigkeiten
mit interessierten Jugendlichen mit Rap als Jugendkultur vertraut waren. Somit konnte sowohl ein
Blick von „außen“ also auch die „Innensicht“ von Personen, welche sich intensiv mit Jugendlichen
RapperInnen auseinandersetzten und arbeiteten, gewährleistet werden.
Die Untersuchung ergab, dass die Bedeutung von Rap ebenso wie jene von „Wien“ als Ort des
„Geschehens“ eine bildhafte Übertragung des mehrdimensionalen Raumes darstellen, in welchem
es den befragten jungen KünstlerInnen, insbesondere in der Phase der Adoleszenz, ermöglicht
wird, ihre „Ich-Identität“ sowie ihre soziale und ihre jugendkulturelle Identität zu bilden, zu leben
sowie zu „pflegen“.
Es zeigte sich ferner, dass die Verortung in der Rapkultur für die befragten KünstlerInnen eine
Orientierungshilfe darstellt, besonders in der Teenagerzeit, und als Wegweiser in ihrem Prozess des
Heranwachsens dient. Weiters wurde ersichtlich, dass Rap für die Bildung des eigenen biologischen
Geschlechts eine wesentliche identitätsstiftende Bedeutung hat. Ferner ergab die Untersuchung,
dass durch Rap und seine Reime die Sprache als Medium eingesetzt wird, um mit der
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Umwelt zu kommunizieren. Darüber hinaus dient Rap als Identitätsfaktor, um das eigene Image zu
konstruieren sowie um sich zu präsentieren.
Weiters konnten im Zusammenhang mit dem Schaffen von Rap und der Ausbildung einer eigenen
Identität Unterschiede zwischen den Jugendlichen mit Migrationshintergrund und jenen Jugendlichen
mit deutscher Muttersprache dahingehend festgestellt werden, dass die Erstgenannten ihre
„hybride Identität“ als lebenslangen Prozess bearbeiten und „austragen“ müssen.
Die Untersuchung ergab ferner, dass die befragten Wiener Jugendlichen die Bedeutung des
Begriffes „Ghetto“ mit Rassismus und/ oder Fremdenfeindlichkeit verbinden und mit seiner
Verwendung die Intention verfolgen, diese zu thematisieren und in der Öffentlichkeit darzulegen
bzw. diesen Phänomenen entgegenzutreten. Ebenso wurde von diesen befragten Jugendlichen auf
soziale sowie kulturelle Ausgrenzungen hingewiesen, wobei hier auch deutlich das Bedürfnis
signalisiert wurde, über diese wahrgenommenen Ungerechtigkeiten der Mehrheitsgesellschaft zu
berichten. Weiters wurde seitens der rappenden Jugendlichen im Kontext von Rap „Ghetto“ als
Metapher für „Straße“ sowie für Wien als ihren Ort und eigenen Raum verwendet.
Bezüglich der Bedeutung sowie der Verwendung des Begriffes „Ghetto“ konnten zwischen den
Jugendlichen mit nicht deutscher Muttersprache und jenen mit deutscher Muttersprache keine
Unterschiede festgestellt werden. Eine weitere identitätsstiftende Bedeutung von Rap für die
Jugendlichen mit Migrationshintergrund lag darin, dass die Verwendung des Wortes „Ghetto“ und
seine semantische Bedeutung in Bezug auf das Selbst - im Gegensatz zu jenen mit deutsche
Muttersprache - einen höheren identitätsstiftenden Faktor hat. Ein wesentlicher Grund dafür findet
sich in der Tatsache, dass es immer noch wenige Möglichkeiten innerhalb der Mehrheitsgesellschaft
gibt, den eigenen kulturellen Hintergrund als gleichwertig bzw. als einen gewissen Vorteil
gegenüber den „Einheimischen“ zu erleben. Somit ermöglicht Rap als musikalisches Genre den
Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die Etikettierung des/ der „ewigen AusländerIn“ in
Richtung einer Selbstbewusstseinstärkung zu transformieren.
Ebenso zeigen die Ergebnisse, dass die befragten jungen KünstlerInnen die „Tür“ für Rapmarketing
in Wien und Österreich noch immer als verschlossen wahrnehmen. Nichtsdestotrotz sind diese
Jugendlichen bemüht, ihre „Rapkultur-Tür“ für die Öffentlichkeit aufzumachen. Somit steht hier
das Wort „Door“ als Synonym für „Grenze“ und für „Raum“ und wurde auch als solches in dieser
Forschungsarbeit verwendet.
Abstract
(Englisch)
The investigation for this doctoral thesis entitled "Open the Door: Rap & Youth in Relation To
Immigrant Adolescents in Vienna" revolved around two main questions. The first issue I studied
was to which degree rap has an identity-building relevance for the interviewed adolescents and
which factors related to rap as a means of expression were the most important ones in terms of
identity-building. In addition, I studied the different factors that immigrant adolescents and native
German speakers mentioned regarding making rap music and forging one’s own identity.
The second main question addressed the meaning the interviewed Viennese adolescents attached,
as rappers, to the term "ghetto." In addition, I analyzed whether there are differences in the use and
the meaning of the term "ghetto" between adolescents who do not speak German as a native
language and those who do. Furthermore, I studied the contexts in which the term "ghetto" is used
by adolescent rappers and since when the interviewed persons have been using this term in a
targeted way.
Data collection relied on qualitative interviews with 31 Viennese adolescents between the ages of
14 and 20, all of whom are actively making music and are involved in the Viennese world of rap.
Most of them do not speak German as a native language. In addition, four youth workers were
interviewed. In regard to the main research questions, the interviewed youth workers' familiarity
with rap, resulting from their many years' involvement in music workshops with interested adolescents,
was a very important factor. Thanks to this approach, I ensured that both an "outside" and an
"inside" perspective from persons who have been actively involved in the world of rap and working
closely with adolescent rappers were obtained.
The study showed that the relevance of rap and the relevance of "Vienna" as the place of "action"
are metaphorical transferences of the multidimensional space allowing the young interviewed
artists, especially during their adolescence, to create their "ego identity," their social identity and
their youth culture-related identity and to live and to "cultivate" these identities.
In addition, the study showed that belonging to the rappers' culture serves as orientation to the
interviewed artists, especially during their teenage years, and provides guidance when growing up.
Another finding was that rap had significant identity-building influence on the development of
adolescents' biological gender. Furthermore, the study showed that rap and its verses use language
as a medium to communicate with the environment. In addition, rap also serves as an identity factor
for constructing one's own image and presenting oneself to others.
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The study also revealed differences between immigrant adolescents and native German-speaking
adolescents regarding the creation of rap music and the constitution of their own identity. These
differences are rooted in the fact that immigrant adolescents must work and "sort out" their "hybrid
identity" in a lifelong process.
The study also revealed that the interviewed Viennese adolescents associate the term "ghetto" with
racism and/or xenophobia and that by using this term, they pursue the goal of making this issue
public and/or counteracting this phenomenon.
The interviewed adolescents also discussed their social and cultural exclusion, clearly conveying
their need to address perceived injustices on the part of the core society. In the context of rap
music, adolescent rappers used the term "ghetto" as a metaphor for "the streets" as well as for
Vienna as their own surroundings and space.
When it comes to the meaning and use of the term "ghetto," no differences were found between
adolescent native German speakers and non-native German speakers. Another identity-building
meaning of rap for immigrant adolescents was that the use of the word "ghetto" and its semantic
meaning with relation to one's own self has a stronger identity-building relevance than for adolescents
with German as a native language. A major reason for this is the fact that there are still very
few opportunities of experiencing one's own cultural background as either equally valuable to the
local one or as providing a certain slight advantage over the "locals." Therefore, rap as a musical
genre enables immigrant adolescents to capitalize on the categorization as an "eternal foreigner" to
build self-confidence.
The findings also showed that the interviewed young artists feel that the "doors" for rap marketing
in Vienna and in Austria are still closed. Nonetheless, these adolescents make efforts towards
opening the "rap culture doors" to the general public. Hence, the word "door" is, in this context,
used as a synonym for "border" and "space" and was also used as such in my research.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Rap & Youth in Relation To Immigrant Adolescents in Vienna ghetto music identity immigrants youth culture
Schlagwörter
(Deutsch)
Rap und Jugend in Wien Jugendliche mit Migrationshintergrund Adoleszents Identität Jugendkultur Ghetto Musik
Autor*innen
Zorica Rakic
Haupttitel (Deutsch)
Open the Door
Hauptuntertitel (Deutsch)
Rap & Jugend in Bezug auf Jugendliche mit Migrationshintergrund in Wien
Paralleltitel (Englisch)
"Open the Door: Rap & Youth in Relation to Immigrant Adolescents in Vienna"
Publikationsjahr
2010
Umfangsangabe
IX, 329 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Alfred Smudits ,
Christine Goldberg
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.35 Kindersoziologie, Jugendsoziologie ,
71 Soziologie > 71.59 Kultursoziologie: Sonstiges
AC Nummer
AC08105238
Utheses ID
10669
Studienkennzahl
UA | 092 | 122 | |