Gabryszewski, Antoni Marian (1864–1917), Orthopäde und Chirurg

Gabryszewski Antoni Marian, Orthopäde und Chirurg. Geb. Lemberg, Galizien (L᾽viv, UA), 13. 6. 1864; gest. Lugano (CH), 26. 2. 1917; röm.-kath. Sohn des Bezirkshauptmanns von Jasło Roman Gabryszewski (1833–1897) und der Eugenia Gabryszewska, geb. Ujejska, Bruder des Mediziners, Klimatologen und Naturforschers Tadeusz Gabryszewski (1868–1939); ab etwa 1889 verheiratet mit Helena Gabryszewska, geb. Torosiewicz. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Jasło (Matura 1881) studierte G. Medizin an der Universität Krakau, v. a. bei dem Anatomen Ludwig Teichmann. 1887 Dr. med., wirkte G. zunächst kurzfristig als Assistent von →Johann von Mikulicz-Radecki und wechselte noch im selben Jahr an die Chirurgische Klinik zu →Ludwik Rydygier. 1891 vertiefte er seine Kenntnisse bei einem Studienaufenthalt in Wien. 1891–94 wirkte er als Dozent am Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität Krakau und daneben 1891–97 als Privatdozent für Anatomie an der Akademie der Bildenden Künste, wo er 1895 den von ihm selbst illustrierten „Atlas anatomiczny“ als Lehrbuch veröffentlichte. Zusammen mit Rydygier übersiedelte G. 1897 in seine Geburtstadt, wo er eine Anstellung an der neu gegründeten Chirurgischen Klinik erhielt. Im selben Jahr vertiefte er seine Ausbildung in orthopädischen Behandlungs- und Rehabilitationsmethoden in Deutschland, der Schweiz, in Dänemark und Schweden. Noch im Dezember habilitierte er sich für Chirurgie und Orthopädie an der Universität Lemberg. Bis 1917 leitete er orthopädische Spezialkurse an der Chirurgischen Klinik. Daneben gründete er 1898 in Lemberg eine Privatklinik für Orthopädie. 1908 eröffnete er das Institut Zanderowski, wo er die auf heilgymnastische Geräte gestützten Rehabilitationsmethoden des schwedischen Arztes Gustav Zander in Lemberg einführte. 1913 übersiedelten die Orthopädische Klinik und das Institut Zanderowski in ein neues Klinikgebäude, wo G. mit seinem Bruder Tadeusz zusammenarbeitete. Rasch hatte diese Klinik einen ausgezeichneten Ruf und galt als die beste Galiziens. In den Sommermonaten fungierte G. auch als Kurarzt in Iwonicz-Zdrój. In seiner Pionierforschung konzentrierte sich G. v. a. auf Orthopädie, führte plastische Operationen aus (worüber er u. a. auf einem Ärztekongress in Moskau den viel beachteten Vortrag „O operacyach upiększających“ hielt, der 1896 auch in der Zeitschrift „Przegląd Lekarski“ publiziert wurde) und konstruierte selbst einige Rehabilitationsgeräte. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Mechano- sowie der Physiotherapie. Darüber hinaus befasste er sich mit Narkoseverfahren. G. war Mitglied der medizinischen Gesellschaft in Krakau (Towarzystwo Lekarskie Krakowskie). Er starb bei einem Kuraufenthalt in der Schweiz.

Weitere W. (s. auch Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1): O wartości kokainy w chirurgii, in: Przegląd Lekarski 33, 1894; Ueber Lipome des Samenstranges, in: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie 47, 1898; Solanki i szczawy słono-alkaliczne jod zawierające w świetle nowszych badań a Iwonicz Zdrój, 1907.
L.: Czas, 3. 3. 1917 (Abendausgabe); PSB; Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1, 1899, S. 181f. (mit W.); W. Hahn, Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 2, 1912, S. 445; Przegląd Lekarski 56, 1917, S. 93f.; Wochenschrift für polnische Interessen 3/1, 1917, S. 311; Album chirurgów polskich, red. W. Rudkowski – A. Śródka, 1990; W. Wojtkiewicz-Rok, Dzieje wydziaіu lekarskiego Uniwersytetu Lwowskiego w latach 1894–1918, 1992, S. 13, 23, 55f., 58, 102, 120, 132; P. Szarejko, Słownik lekarzy polskich XIX wieku 2, 1994; Leksykon historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; A. Czupryna – A. Orzeł-Nowak, L. Rydygier – życie i dzieło, 2005, S. 130f.; S. Jandziś, in: Ortopedia Traumatologia Rehabilitacja 16, 2014, S. 545ff.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)