Voltelini, Hans von;  (1862–1938), Historiker

Voltelini Hans von, Historiker. Geb. Innsbruck (Tirol), 31. 7. 1862; gest. Wien, 25. 6. 1938 (begraben: Innsbruck); röm.-kath. Sohn des späteren Senatspräs. am Obersten Gerichtshof und Ritters des Leopold-Ordens Lorenz v. V. (geb. Bozen, Tirol / Bozen/Bolzano, I, 6. 7. 1824; gest. Wien, 2. 7. 1897; begraben: Innsbruck) und dessen Frau Ida v. V., geb. Ernst (geb. Bozen, 27. 6. 1837). – V. stud. in Innsbruck und Wien Geschichte (Dr. phil. sub auspiciis Imperatoris 1887) sowie Rechtswiss. (Dr. iur. 1892), absolv. das Inst. für österr. Geschichtsforschung (1883–85) und war Stipendiat des Österr. Hist. Inst. in Rom. 1886–1900 als Beamter im HHStA in Wien tätig, habil. sich V. 1899/1900 mit einer Schrift über das Südtiroler Notariat im Mittelalter an der Univ. Wien für Österr. Reichsgeschichte und wurde 1900 ao. Prof., 1902 o. Prof. für Österr. Geschichte an der Univ. Innsbruck (1906–07 Dekan). 1908 an die rechtswiss. Fak. der Univ. Wien berufen, lehrte er dort noch über seine Emer. 1933 hinaus bis 1937 die Fächer Dt. Recht und Österr. Reichsgeschichte; 1916–18 und 1924–25 fungierte er als Dekan. Seine Forschungsschwerpunkte lagen weiterhin bei der mittelalterl. Rechtsentwicklung Österr., doch wandte er sich nunmehr auch der Geschichte der Stadt Wien zu, zu deren Anfängen er eine kleine, aber gehaltvolle Schrift verf. 1920–38 war er Vorstandsmitgl. des Ver. für Geschichte der Stadt Wien. V.s wichtigste Arbeit zur neuzeitl. Geschichte ist die Monographie „Forschungen und Beiträge zur Geschichte des Tiroler Aufstandes im Jahre 1809“ (1909). Jahrelange Vorarbeiten zu einer Ed. des sog. Schwabenspiegels, eines mittelalterl. Rechtsbuchs, blieben unvollendet. V. wurde 1900 mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez., 1903 zum k. M. und 1909 zum w. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien gewählt. Ferner war er Dr. h. c. der Univ. Innsbruck, Bonn und Wien (1937).

Weitere W. (s. auch Brauneder): Das Notariat in Italien, 1886 (Diss.); Immunität, grund- und leibherrl. Gerichtsbarkeit in Südtirol, in: Archiv für österr. Geschichte 94, 1907; Der Codex Theresianus im Österr. Staatsrat, in: FS zur Jh.feier des Allg. Bürgerl. Gesetzbuches 1, 1911; Die Anfänge der Stadt Wien, 1913. – Ed.: Die Südtiroler Notariats-Imbreviaturen des dreizehnten Jh. 1, 1899, 2 (gem. m. F. Huter), 1951.
L.: O. Redlich, in: Almanach Wien 88, 1939, S. 329ff. (m. B.); Czeike; H. Kramer, in: FS H. Lentze, ed. N. Grass – W. Ogris, 1969, S. 359ff. (m. B.); Juristen in Österr. 1200–1980, ed. W. Brauneder, 1987, s. Reg. (m. W.); Th. Olechowski u. a., Die Wr. Rechts- und Staatswiss. Fak. 1918–38, 2014, s. Reg.; AVA, ÖAW, Pfarre Votivkirche, UA, alle Wien; Dompfarre St. Jakob, Innsbruck, Tirol.
(Th. Olechowski)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 347f.
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