Walde, Alois (1869–1924), Indogermanist

Walde Alois, Indogermanist. Geb. Innsbruck (Tirol), 30. 11. 1869; gest. ebd., 3. 10. 1924. Aus einer Innsbrucker Bürgerfamilie stammend; der Urgroßvater war aus dem sächs. Schirgiswalde eingewandert. Sohn von Ludwig W. (1830–1917) und dessen Frau Anna W., geb. Filz (gest. 1923), einer Lehrerstochter; ab 1901 mit der einer Kölner Familie entstammenden und in Berlin geb. Maria (Mia) Camphausen verheiratet. – W. besuchte 1880–88 das Gymn. und anschließend bis Ende des Sommersemesters 1892 die Univ. in Innsbruck, wobei er sein erstes Jahr größtenteils als Einjährig-Freiwilliger beim Kaiserjägerrgt. Nr. 1 verbrachte (1889 Lt. der Res.). Danach stud. er v. a. Indogermanistik bei →Friedrich Stolz d. Ä. und Germanistik bei →Joseph Seemüller, hörte aber auch bei den klass. Philologen Anton Zingerle und →Johann Müller sowie dem Germanisten →Joseph Eduard Wackernell; 1894 Prom. sub auspiciis Imperatoris mit der Diss. „Das litauische Futurum seinem Baue nach dargestellt“. Schon seit 1891 Hospitant an der Innsbrucker Univ.bibl., wurde W. 1893 Volontär, 1895 nicht adjutierter, 1897 adjutierter Praktikant, 1899 prov. Amanuensis und 1902 Amanuensis ebd. Mit staatl. Subvention führte er sein Stud. ab 1893 an der damals auf seinem Fachgebiet führenden Univ. Leipzig fort, v. a. beim Indogermanisten Karl Brugmann und Slawisten August Leskien, aber auch bei den Indologen Ernst Wilhelm Windisch und Bruno Lindner sowie beim Slawisten Robert Scholvin; im Rahmen von Brugmanns sprachwiss. Ges. zu einer Stud. über „Die verbindungen zweier dentale und tönendes z im Indogermanischen“ angeregt, vollendete er diese 1894 in Innsbruck (publ. in: Z. für vergleichende Sprachwiss. 34, 1897) und reichte dort 1896 aufgrund dieser Schrift sein Habil.ansuchen ein; 1897 Priv.Doz. für Vergleichende Indogerman. Sprachwiss.; 1904 tit. ao. Prof.; 1907 Ernennung zum besoldeten ao. Prof. für Indogerman. Sprachwiss. mit Wirksamkeit von Jänner 1908 an, bei gleichzeitiger Aufgabe seiner Stelle in der Bibl. Nach Ablehnung eines Rufs nach Liverpool wurde W. 1909 o. Prof. für Sanskrit und Vergleichende Indogerman. Sprachwiss. an der Univ. Gießen, ehe er 1912 Stolz als o. Prof. auf der Lehrkanzel für Sanskrit und Vergleichende Sprachforschung in Innsbruck nachfolgte; 1914/15 Dekan der phil. Fak., 1916/17 Rektor. 1922 wechselte er als o. Prof. nach Königsberg und folgte noch im selben Jahr einem Ruf an die Univ. Breslau, wo er ab dem Sommersemester 1923 lehrte. Versuche W.s, der sich weder in Königsberg noch in Breslau wohlfühlte, seinen Innsbrucker Lehrstuhl wiederzuerlangen, blieben vergebl. Nach Stud. auf dem Gebiet der indogerman. Lautlehre wurde i. d. F. die latein. und indogerman. Etymol. sein Hauptarbeitsfeld, er beschäftigte sich aber auch mit den Ortsnamen Tirols; gem. mit Wilhelm Streitberg gab er 1916–24 das bibliograph. Periodikum „Indogermanisches Jahrbuch“ heraus. 1917 wurde er k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien. Neben der Wiss. nahm die Musik eine große Rolle in W.s Leben ein: Er spielte Klavier, komponierte (ein Klaviertrio wurde 1923 in Breslau aufgef.), fungierte als Vorstand des Dt. Männergesangver. in Innsbruck (später Ehrenmitgl.) und war als Konzert- und Opernberichterstatter langjähriger Mitarb. der „Innsbrucker Nachrichten“. Fast 30 Jahre gehörte er dem Akadem. Alpenklub Innsbruck an.

Weitere W. (s. auch Porzig 1926, 1927): Die german. Auslautgesetze, 1900; Über die Grundsätze und den heutigen Stand der nordtirol. Ortsnamenforschung, 1901; Latein. etymolog. Wörterbuch, 1906, 3. Aufl. 1938–56 (bearb. J. B. Hofmann, 3 Bde., mehrfach nachgedruckt); Die ital. Sprachen, in: Grundriß der indogerman. Sprach- und Altertumskde. 1, ed. W. Streitberg, 1916; Über älteste sprachl. Beziehungen zwischen Kelten und Italikern, 1917; Vergleichendes Wörterbuch der indogerman. Sprachen, ed. u. bearb. J. Pokorny, 3 Bde., 1927–32 (Reprint 1973).
L.: Innsbrucker Nachrichten, 4. (Parten), 7., 8., RP, 7. 10. 1924; P. Kretschmer, in: Almanach Wien 76, 1926, S. 259ff.; W. Porzig, in: Indogerman. Jb. 10, 1924/25, 1926, S. 421ff. (m. W.); W. Porzig, in: Biograph. Jb. für Altertumskde. 47, 1927, S. 46ff., 53 (m. W.); P. Kretschmer, in: F. Hölbing – W. Stratowa, 300 Jahre Universitas Oenipontana, 1970, S. 183 (m. B.); F. Frh. Lochner v. Hüttenbach, Das Fach Vergleichende Sprachwiss. an der Univ. Graz, 1976, S. 58; R. Muth, in: Alpenregion und Österr., ed. E. Widmoser – H. Reinalter, 1976, S. 61; B. Forssman, in: Das etymolog. Wörterbuch, ed. A. Bammesberger, 1983, S. 49ff., 60f., 68; Dokumente zur Geschichte der Indogerman. und Allg. Sprachwiss. sowie der Altind. Geschichte (Philol.) und Altertumskde. an der Univ. Innsbruck, ed. G. Oberkofler, 1984, s. Reg.; F. Frh. Lochner v. Hüttenbach, in: Geschichte der österr. Humanwiss. 5, ed. K. Acham, 2003, bes. S. 59f., 63; Protokollbuch der Phil. Fak. der Albertus-Univ. zu Königsberg i. Pr. 1916–44, ed. Ch. Tilitzky, 2014, s. Reg.; AVA, ÖAW, beide Wien; UA, Wrocław, PL.
(M. Pesditschek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 437f.
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