Vacek (Vaček), Michael (1848–1925), Geologe und Paläontologe

Vacek (Vaček) Michael, Geologe und Paläontologe. Geb. Pirnitz, Mähren (Brtnice, CZ), 28. 9. 1848; gest. Wien, 6. 2. 1925; röm.-kath. Sohn eines Landwirts; ledig. – Nach der Matura am Obergymn. in Iglau 1868 stud. V. 1869–73 Naturwiss. an der Univ. Wien, u. a. bei →Eduard Sueß; 1873 Lehramtsprüfung für Naturwiss. an Obergymn. sowie für Mathematik und Physik an Untergymn. V. war zunächst sechs Monate als Supplent in der Realschule in Rudolfsheim-Fünfhaus tätig, ehe er 1874 eine Ass.stelle an der Lehrkanzel für Geol. an der Univ. Wien erhielt. Ein staatl. Stipendium ermöglichte ihm einen Stud.aufenhalt an der Univ. München, wo V. bei den Geologen Karl Alfred v. Zittel und Karl Gümbel seine paläontolog. und geognost. Kenntnisse vertiefte. 1875 wurde er als Ass. am Mus. der Geolog. Reichsanstalt angestellt; 1877 Adjunkt, 1885 Geologe der VIII. Rangkl., 1892 Chefgeologe, 1903 Chefgeologe der VI. Rangkl. sowie Vizedir., 1918 trat er i. d. R. V.s Verdienst liegt v. a. in den geolog. Landesaufnahmen großer Tle. der österr. Alpen, auch in exponierten Hochgebirgsregionen. 1875 wurde er zunächst mit der Aufsmlg. von Fossilien in Vbg. betraut. Nach einer Reise nach Südtirol und in die Schweiz 1877 folgten 1878 Feldaufnahmen in den Radstädter Tauern, 1879 in Galizien sowie 1880 in Südtirol und den Judikarien. 1882 kehrte er in die Radstädter Tauern zurück, zwei Jahre später begann er mit Aufnahmearbeiten in den Rottenmanner Tauern und Seckauer Alpen. 1885–88 dehnte er seine Kartierungen auf kristalline Gebiete und auf die Grauwackenzone aus. Weiters entstanden kartograph. Aufnahmen im Wechselgebiet, in der Umgebung von Birkfeld, im Grazer Devon (1890) sowie im Rosaliengebirge (1891). Im darauffolgenden Jahr begann V. mit Stud. des Kristallins von den Zentralalpen bis ins Leithagebirge, ins Ruster Hügelland, nach Ödenburg sowie ins Günser Gebirge. 1893 leistete er geolog. Vorarbeiten für den Bau einer Eisenbahnlinie Spittal an der Drau–Katschberg–Radstadt. 1894–95 folgten Revisionen seiner kartograph. Arbeiten in Südtirol und im Trentino. 1900–15 war V. mit Neuaufnahmen in Vbg. befasst (u. a. Davenna-Gruppe, Großes und Kleines Walsertal, Rätikon, Falknisgruppe, Kreidegebiet nördl. von Feldkirch und Hohenems, Flysch- und Molassezone), unterbrochen durch Exkursionen 1901 und 1902 nach Südtirol und Eisenerz zur Vorbereitung des 9. Internationalen Geologenkongresses 1903 in Wien. V. übernahm die Red. des Exkursionsführers. Die Kartenbll. Trient, Roveredo und Cles (gem. mit →Wilhelm Hammer) im Maßstab 1:75.000 erschienen anlässl. dieser Veranstaltung in gedruckter Form. In den letzten Jahren seiner Tätigkeit vervollständigte bzw. überarbeitete V. ältere karthograph. Aufnahmen. Er hinterließ ein umfangreiches Konvolut an Ms.karten in den Maßstäben 1:25.000 und 1:75.000 sowie Feldtagebücher, die später wichtige Basisunterlagen für Großprojekte darstellten. Daneben arbeitete er über fossile Wirbeltierreste, wie die österr. Mastodonten, über die Jurafauna von Kap San Vigilio am Gardasee, über die Cephalopodengattungen Harpoceras und Simoceras und über die Pikermifauna des Eichkogels bei Mödling. Immer wieder führten seine Arbeiten zu heftigen Diskussionen mit Kollegen, u. a. mit dem Geologen Albert Heim bezügl. des Gebiets um die Glarner Doppelfalte, mit dem Geologen Fritz Frech über die Tektonik der Radstädter Tauern, mit →Rudolf Hoernes und →Franz Heritsch über das Devon im Grazer Bergland, mit →Richard Canaval über die obersteir. Grauwackenzone sowie noch 1915 mit Raimund Folgner über die Tektonik der Paganella bei Trient. V., der auch die „Verhandlungen der k. k. Geologischen Reichsanstalt“ red., war ab 1917 Mitgl. der Geolog. Ges. in Wien sowie der Dt. Geolog. Ges. und Ehrenmitgl. des Mus. civico di Rovereto; 1914 HR.

W.: s. Poggendorff; Geyer. – Nachlass: Geolog. Bundesanstalt, Wien.
L.: NFP, 10. 2. 1925; Poggendorff 3–4 (m. W.); G. Bukowski, in: Verhh. der k. k. Geolog. Reichsanstalt, 1918, S. 219ff.; Verhh. der Geolog. Bundesanstalt, 1925, S. 69; G. Geyer, in: Jb. der Geolog. Bundesanstalt 75, 1925, S. 237ff. (m. B. u. W.); H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; Geolog. Bundesanstalt, UA (m. B.), beide Wien.
(T. Cernajsek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 142f.
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