Zusammenfassung
Trotz transdisziplinärer Forschungspraxis sind disziplinare ›Schließungen‹ für die Identität der Literaturwissenschaft entscheidend. Kopplungen von Theorien unterschiedlicher disziplinärer Herkunft zu einem hybriden ›Forschungsdesign‹ sind störanfällig, wenn die epistemologischen Hindernisse nicht in zureichendem Maße benannt werden. Auf Hindernisse dieses Typs möchte ich im Blick auf die Systemtheorie hinweisen und diese vorläufig als interdisziplinäre Interferenzen bezeichnen. Da die Germanistik eine nicht-paradigmatische Wissenschaft ist, gestaltet sich der Prozess der ›Wissensakzeptierung‹ uneinheitlich und widersprüchlich. Die Interferenzen zwischen Luhmanns Systemtheorie und der Literaturwissenschaft lassen sich an vier Schnittstellen verorten: am Verhältnis der Fiktionalität literarischer Kommunikation und ihrer lebensweltlichen Realität, am Verhältnis von Text, Archiv und Kommunikation, am Verhältnis psychischer Systeme und literarischer Kommunikation und schließlich am Gegenstand der sozialen Evolution und des Systemwandels.
© 2006 by Lucius & Lucius, Stuttgart