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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter Oldenbourg May 11, 2016

Den Bock zum Gärtner machen? – Eine ordnungspolitische Hinterfragung der Bankenunion / ECB as single supervisory authority: Setting the fox to watch the geese?

  • Markus C. Kerber
From the journal ORDO

Zusammenfassung

Während die EZB bislang fortgesetzt ihre geldpolitischen Befugnisse durch faktische Fiskalpolitik ergänzt und in diesem Zusammenhang Überliquidität im Bankensystem schafft sowie die Kollateralanforderungen senkt,73 soll sie durch die Bankenunion in die Lage versetzt werden, frühzeitig mikroprudentielle Risiken in der Kreditwirtschaft der Eurozone zu entdecken, einzuhegen und ggf. vom Single Resolution Mechanism die Liquidation eines Kreditinstituts zu verlangen. Damit wird jenes Organ der EU, das für die Geldpolitik ein vorrangiges Ziel beachten (Preisniveaustabilität) muss, mit einer Aufgabe bepackt, die es unmöglich lösen kann, ohne die eigene Unabhängigkeit aufs Spiel zusetzen. Mehr noch: jene Instanz, die unter dem Gesichtspunkt der Bankenstabilisierung hohe Risiken der Kreditinstitute unbegrenzt refinanziert hat und damit unweigerlich die Anlagepolitik der Banken quergeschrieben hat, soll eben die Folgen dieser Politik nun als Bankenaufsicht einfangen. Gleichzeitig weigert sich die EZB, die Staatenfinanzierung durch Banken nicht länger aufsichtsrechtlich zu privilegieren. Die dabei streitgegenständlichen Risiken stellen ein Vielfaches der jeweiligen Staatsschuld der Eurozonenmitglieder dar, ohne dass bisher auch nur der Ansatz gemacht worden ist, auch den Schattenbankensektor bei dieser Gelegenheit aufsichtsrechtlich einzuhegen Wenn für den Fall unzureichender Haftungsmasse im Single Resolution Fund der ESM zur Rekapitalisierung von Banken mobilisiert würde, wäre dies nicht nur ein ordnungspolitischer Offenbarungseid, sondern der entscheidende Schritt zur eurozonenweiten Entkopplung von Herrschaft und Haftung in der Kreditwirtschaft. Dann hätten jene spezifisch deutschen Sektoren der Kreditwirtschaft wie Sparkassen und Genossenschaften Beiträge an den EU-Abwicklungsfonds geleistet, obschon sie aufgrund ihres Geschäftsmodells und ihres Haftungsverbunds diese nie in Anspruch nehmen können

Summary

ECB pursues its policy of accomplishing its monetary powers by fiscal policy. In that context ECB has pumped liquidity into the European banking system and has watered down eligibility requirements for collaterals. Despite that risky policy ECB aims at becoming through the banking union the central supervisor for microprudential controlling in the euro zone. ECB is now expected, after the identification of failing banks, to request the single resolution mechanism for their liquidation. Thus the Union organ, which is supposed to pay tribute to the priority objective of price stability, is enabled to accomplish a mission which the bank cannot solve without putting its independence at risk. The central refinancing instance which has accepted for the sake of banks high risks and historically unique interest conditions, is now supposed to catch up with the consequences of its liquidity and collateral policy. Nevertheless ECB refuses to stop the privileged refinancing of the state by banks.

If ever in case of insufficient funds of the Single Resolution fund ESM has to recapitalise banks that would trigger off a process of divorce between management and liability in the banking industry. Hopefully then at last the very specific German business model of saving banks and cooperatives would understand that they have financially contributed to a fund without ever using its financial support.

Online erschienen: 2016-5-11
Erschienen im Druck: 2014-1-1

© 2014 by Lucius & Lucius, Stuttgart

Downloaded on 24.4.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/ordo-2014-0106/html
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