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Reviewed by:
  • A New History of German Cinema ed. by Jennifer M. Kapczynski and Michael D. Richardson
  • Heike Klippel
A New History of German Cinema. Edited by Jennifer M. Kapczynski and Michael D. Richardson. Rochester, NY: Camden House, 2012. xvii + 692 pages + numerous b/w illustrations. $115.00.

Der umfangreiche Band zur Geschichte des deutschen Kinos umfasst den Zeitraum von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1895 bis 2011. “Neu” ist an dieser Geschichte, dass sie ereignisorientiert angelegt ist und keine linearen Darstellungen der Entwicklungen innerhalb größerer Zeitspannen, z. B. Jahrzehnte, enthält. Stattdessen besteht sie aus rund 90 kürzeren Beiträgen von etwa vier bis sechs Seiten Länge, die datierte Ereignisse zum Anlass nehmen, jeweils ein kleineres Geschichtsfragment vorzustellen. Die Ereignisse sind chronologisch in sieben Phasen gruppiert, und jeder historischen Phase ist eine Einleitung der HerausgeberInnen vorangestellt. Diese Einleitungen sind knapp und präzise gehalten, umreißen die wichtigsten historischen Entwicklungen und ihre Bezüge zur Filmgeschichte und werden durch bibliographische Angaben ergänzt.

Der Band vermeidet damit die Nachteile herkömmlicher Filmgeschichten, in denen filmhistorische Entwicklungen zeitgeschichtlich kontextualisiert und mit Kurzdarstellungen von Filmen kombiniert werden. Dies ist häufig ermüdend zu lesen, vor [End Page 343] allem, da die LeserInnen viele Filme nicht kennen, was insbesondere ein jüngeres Publikum nicht unbedingt dazu animiert, Überblicks-Filmgeschichten zur Hand zu nehmen. In der New History erfährt jedes Ereignis eine Darstellung, die es aus unterschiedlichen Facetten beleuchtet und seine Bedeutsamkeit für zukünftige Entwicklungen und/oder seine Signifikanz für Vorausgegangenes aufzeigt. Da alle Beiträge ihre eigenen AutorInnen haben, sind sie alle von ExpertInnen für das jeweilige Thema verfasst und in ihren Perspektiven, Ansätzen und Vorgehensweisen unterschiedlich. Anliegen der HerausgeberInnen ist, “to inspire new understandings of German film history through the surprising affinities and disjunctures that arise when we examine it not as an overarching narrative, but rather as a series of small moments, each of which holds the potential to illuminate something larger about the history and future of German cinema” (4). Hierfür sei als eines von vielen Beispielen Siegfried Kracauer herausgegriffen: Seine filmhistorischen und -theoretischen Ansätze werden nicht etwa anlässlich eines Ereignisses wie z. B. das Erscheinen eines Artikels von ihm in den 20er Jahren oder die verspätete Publikation einer integren deutschen Übersetzung von From Caligari to Hitler thematisiert, sondern anhand einer scheinbaren Randnotiz: “2 February 1956: In Letter to Enno Patalas, Siegfried Kracauer Advocates a Socio-Aesthetic Approach to Film” (359–364, Johannes von Moltke). Kracauers ermutigende und kritische Bemerkungen an die Herausgeber von Film 56 (einem Vorläufer der späteren Filmkritik) werden zum Anlass genommen, seine wichtigsten historischtheoretischen Argumente zu skizzieren und sie zu Positionen der Filmkritik in Bezug zu setzen. Ein weiteres Mal wird Kracauer unter “10 August 1981: R.W. Fassbinder’s Lola Revisits Kracauer to Critique Adenauer Period” (476–482, Brigitte Peucker) gewürdigt, in einem Beitrag, der Lola als filmische Reflexion von Kracauers Kritik von 1930 am Blauen Engel diskutiert. Indem Kracauer somit aus der Perspektive des neuen deutschen Films und seiner filmkritischen Wegbereiter behandelt wird, wird der Tatsache Rechenschaft getragen, dass er seine wichtigsten filmhistorischen und -theoretischen Werke im Exil in den USA verfasst hat; gleichzeitig werden Verbindungslinien vom neuen deutschen Film zur Weimarer Republik gezogen. Beide Einträge werden durch einen Querverweis miteinander verbunden.

Anhand der drei Hinweise, die sich am Ende jedes Beitrags finden, kann man sich vor und zurück durch die deutsche Filmgeschichte lesen, was möglicherweise aufschlussreicher als eine chronologische Lektüre ist. Wie jede Filmgeschichte, so hat aber auch diese Form ihre Vor- und Nachteile. Die punktuellen Konzentrationen sind sehr lesefreundlich, und die Aufforderung zur nicht-linearen Lektüre zeigt interessante Perspektiven auf und ist zugleich unterhaltsam. Ein gewisses Problem besteht jedoch darin, dass der Erkenntniswert bisweilen dadurch eingeschränkt wird, dass die kurze Form zum Beschreiben und Benennen verführt und inspirierte Gedanken dann zu kurz kommen.

Das Fragmentarische ist gleichfalls nicht unproblematisch, denn größere historische Bögen können auf diese Weise nur schwer nachvollzogen werden. Darin, dass Geschichte nicht linear verläuft, liegt die Herausforderung an jede Art von Geschichtsschreibung—die Ereignis-Orientierung kann allerdings diesen inh...

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