Franciscan Studies

EINTEILUNG UND ANLIEGEN DER LEGENDA MAIOR S. FRANCISCI BONAVENTURAS ÜBERSICHT i. Die Einteilung der Legenda maior S. Francisci a.Ihre Kompositionsmethode b.Die Einteilung der Kapitel c.Die Einteilung der „Miracula post mortem ipsius ostensa" d.Die Hauptteile der Legende 2. Das Anliegen der Legenda maior S. Francisci a.Die Franziskusregel durch Gott gutgeheißen b.Sein heiliges Leben vom Himmel bezeugt c.Seine Sendung im Heilsplan Gottes d.Sein Beitrag zur Kirchenreform Die vorherrschende Meinung über Bonaventuras Legenda maior S. Francisci (LegMai), die um das Jahr 1262 geschrieben wurde, behauptet , sie sei aus den bereits vorliegenden Franziskuslegenden zusammengeschrieben und besitze daher wenig Wert für den Historiker und Hagiographen1 ; dabei verkennt man keineswegs ihre hohe Sprachkunst, ihre einer Hagiographie anstehende und religiöse Ausdrucksform und ihre Sicht dieses Heiligenlebens im Heilsplan Gottes2. Die Anordnung des Stoffes oder die Einteilung dieser Legende, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind, hat man bisher nur zum Teil beachtet3, ja, sogar meist gar nicht berücksichtigt, obschon sie untrennbar mit dem Anliegen dieser Legende und ihrem „Sitz im Leben" zusammenhängt. Daher sollen in diesem Beitrag zuerst der äußere Aufbau dieser Legende, ihre Einteilung und ihre einzelnen Perikopen zur Sprache kommen, damit man erkennen kann, welche Kapitel der Seraphische Lehrer mehr als andere heraushebt. Sodann untersucht dieser Beitrag das Anliegen, das Bonaventura mit seiner neuen Franziskuslegende verfolgte und das 1 W. Goetz, Die Quellen zur Geschichte des hl. Franz von Assisi, Gotha 1904, 243—257; M. Bihl, Praefatio, in: AnalFranc X, LXVI—LXVIII. 2 M. BiM, Praefatio, LXVIII f. 3 S. Ciasen, Franziskus, der Engel des sechsten Siegels. Sein Leben nach den Schriften des heiligen Bonaventura (FranzQuellenschriften 7), Werl/W. 1962, 194—204; ders., S. Bonaventura S. Francisci Legendae maioris compilator , in: ArchFrancHist 54 (1961) 249—272; 55 (1962) 3·—-58; 89—314. 116SOPHRONIUS CLASEN, O. F. M. sich aus dem Sitz dieser Legende im Leben erschließen läßt. Diese Untersuchung stützt sich auf die kritische Ausgabe, die M. BiM in den Analecta Franciscana, Ad Claras Aquas 1941, Band X. veröffentlicht hat; nach ihr sind Kapitel, Perikopen, Seiten und u. U. auch Zeilen angegeben. 1. Die Einteilung der Legenda maior S. Francisci a. Ihre Kompositionsmethode Der Seraphische Lehrer verwendet in der ganzen Franziskuslegende durchweg dieselbe Methode der Stoffanordnung. Zunächst gibt er in einem Rahmenvers (RV) ganz allgemein den Inhalt des Kapitels oder des Abschnitts eines Kapitels an, ehe er seine eigentliche Erzählung beginnt. Erst dann bringt er die einzelnen Berichte, die er schlicht und ohne Überleitung aneinander reiht. Diese Aufzählung der verschiedenen Fakten, die die generelle Aussage im RV belegen, macht Bonaventura im allgemeinen mit irgendeiner Konjunktion oder einem Adverb kenntlich : enim, etenim in 1 1 (560, 7) ; II 1 (563, 5) ; III 1 (567, 6) ; V 1 (577, 6) ; 7(579,3); 10(581,1); VI 6(584,4); VII 7(589,2); 10(590, 1); VIII 7 (594. 1); IX 1 (597. 5); 4 (599. 2); XI 1 (605, 6); XII 7 (613, 3); ??? 8 (618, 4) ; ferner namque, nam in IV 7 (574, 4) ; IX 5 (599, 6) ; X 6 (604, 2) ; XI 3(606,3); 7(608,1); 11(609,1); XII 8(613,8); XIII 1(615,5); 6 (617, 1) ; XV 1 (623, 9) ; ferner quidem, siquidem in IV 11 (576, 3) ; VI 1 (582, 4) ; X 1 (602, 6) ; 2 (602, 1) ; ferner autem in III 8 (569, 4) ; IV 1 (571, 5) ; XI 14 (610, 1) ; ferner quoque in IV 5 (573, 4) ; X 6 (604, 2) ; ferner idcirco, qua de re in VI 1 (583, 3) ; XII 1 (610, 5) ; ferner igitur, itaque in XII 3 (612, 1) ; XIII 3 (616, 1) ; XIV 3 (621, 1) ; Mir 1 1 (627, 7) ; ferner proinde in VII 3 (588, 1) ; XIII 4 (617, 4) ; XIV 1 (620, 5) ; ferner -que in II 7 (566, 4) ; VIII 1 (592, 8) ; XV 6 (625, 7) ; schließlich hanc in VII 1 (587, 5), ubi in X 3 (602, 4), vere in XIII 10 (620, 1) und quippe in Mir X 8 (651, 1). Nachdem dann Bonaventura die einzelnen Erzählungen unter das Thema des RV gestellt und aufgeführt hat...