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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 6.1897-1898

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Nr. 29 (10. Juli 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8937#0057
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LIMESBLATT.
Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission.
Erscheint jährlich in 5—6 Nrn. zum Preise von 3 Mark.

Jac. Lintz, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Trier.

Nr. 29. Ausgegeben am 10. Juli 1898.

Am 12. Mai dieses Jahres starb in Weissenburg am Sand Herr Apo-
thekenbesitzer Wilhelm Kohl. Er war bei der Kommission seit ihrer Be-
gründung als Streckenkommissar thätig unter grossen persönlichen Opfern mit
nie ermüdendem Eifer. Wir verdanken ihm eine Reihe sehr wichtiger Ent-
deckungen und vielfache Förderung. Sein Hingang ist für uns ein grosser
Verlust.

182. Heldenbergen. [Erdkastell, Erd-
lager und Niederlassung.] Vgl. Limes-
blatt Nr. 21, 148. Im Frühjahre 1897 wurde
die im vorhergehenden Herbste abgebrochene
Untersuchung des Erdkastells zunächst im
Parke des Frhrn. v. Leonhardi fortgesetzt *).
Es stellte sich heraus, dass die zuletzt
gefundene nordöstliche Abbiegung der ab-
gerundeten Nordwestecke eines mit seiner
Längenachse senkrecht gegen die Nidder
gerichteten Erdkastells angehörte, welches,
wie die späteren Ausgrabungen ausser-
halb des Parks bestätigt haben, vollkom-
men rechteckige Form und bei 70 m Breite
eine Länge von 95 m (von der Graben-
sohle gemessen) hatte. Es kommt dem-
nach an Flächeninhalt den gemauerten
Odenwaldkastellen und dem Erdkastell der
Saalburg sehr nahe.
Als Dekumanseite ist die von der Nid-
der abgelegene westliche Schmalseite zu
betrachten. Genau in ihrer Mitte lag die
porta decumana, wie der Umstand beweist,
dass die früher beschriebene Strasse, von
der im vorigen Jahre vermutet wurde, dass
sie an der Südwestecke des Kastells vorü-
ber zur Nidder verlaufen sei, vor der
1) Dass dies möglich war, ist dem Entgegen-
kommen des genannten Besitzers und seines Päch-
ters, Herrn Beigeordneten Dott, zu verdanken.
Bei den Arbeiten wurde auch in diesem Jahre
der Streckenkommissar auf das eifrigste durch
Herrn Leopold Meininger unterstützt.

Nordwestecke die bisher beibehaltene ge-
rade Richtung verlässt und in flacher
Kurve nach dem genannten Thore umbiegt.
Das konnte, nachdem die Gesamtfoi m des
Kastells ermittelt war, in diesem Jahre
durch mehrere Schnitte festgestellt wer-
den. Dagegen war es für die Untersuchung
des Thores nachteilig, dass gerade an die-
ser Stelle im vorigen Jahre der Wallgra-
ben zuerst und zwar in einem schräg gegen
jene Richtung gezogenen Versuchsgraben
aufgefunden und, bevor seine Bedeutung
erkannt war, z. T. demoliert wurde. Dass
damals im Wallgraben aussergewöhnlich
viele Scherben und Knochen gefunden
worden waren, erklärte sich jetzt nach-
träglich aus der Lage unmittelbar neben
dem Eingänge; ebenso eine andere damals
auffallende Erscheinung. Bei der Ver-
folgung des gefundenen Grabenstücks liess
sich an einer Stelle nur die Sohle als
ein vom gelben Lehm sich deutlich
abhebender dunkler Keil erkennen, wäh-
rend bis in eine Tiefe von 2 m unter
der Ackerkrume scheinbar unberührter
Lehm gefunden war. Die Stelle entspricht
der Mitte der Westseite. Offenbar war
hier der Graben ursprünglich durchge-
führt nnd bald für Herstellung eines Ein-
ganges wieder überdämmt worden. Da-
gegen scheint vor den Prinzipalthoren von
Anfang an der Graben unterbrochen ge-
 
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