Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
22 Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeituugs - Erpeditionen angenommen.
__ Erscheinen wöchentlich ein Mal.
L8L8.
Preis des Bandes (26 Nummern) JC 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kr euzb and: für Deutschland und Oesterreich T
M 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins MS—, kXXll. -O0.
Einzelne Nummer 30
Der Zipfel-Verein.
Von Theobald Eros; (Verfasser des Märchens „Rothe Nasen").
Am runden Tisch im Gast-
haus zur Linde saßen an einem
Winterabende der Posthaltcr
und der Förster, der Doctor
und ein in Folge einer Blcssur
pensionirtcr,noch ziemlich jngend-
ticher Hauptmann nebst einigen
Bürgern des Städtchens beim
Bier.
„Na, Herr Schlau," sagte
^er Hauptmann ungeduldig zu
einem eben eintretenden, kleinen
Mann, „werden Sic jetzt viel-
leicht die Güte haben, uns
mitzutheilen, weßhalb Sie uns
aus diesen Abend hierher be-
stellt haben?" — „Sogleich werde ich die Güte haben, Herr
von Eisenbeis!" erwiderte der Kleine eifrig. - „Nun, nun,
so wird das Ding doch nicht pressiren!" meinte die Lmden-
wirthin, eine hübsche Wittwe. „Hier nehmen Sie erst einen
tüchtigen Schluck, Herr Schlau, und lehren Sic diesen leiden-
schaftlichen Soldaten einmal ein wenig warten!" — ©nmtmg
suhr Eisenbeis nach der Sprecherin herum, als er aber tn bie
schwarzen, freundlich ans ihir gerichteten Augen derselben blickte,
verzog er den wildbehaartcn Mund zu einem behaglichen Lächeln.
„Verehrte Freunde!" sing jetzt Schlau an, „obwohl ich
von Natur kein Redner bin, sondern bekanntlich blos ein
Galanteriewaaren - Fabrikant ans Leder und Pappendeckel, so
will ich heute doch versuchen, Sic mit Gottes Hilfe zu einer
schönen That auszustacheln. Sie Alle wissen, daß gegenwärtig
die Roth mit bleichem Finger an unsere Thüren pocht und daß
in armen Familien immer häufiger Kinder ohne jegliche Kleid-
ung das Licht der Welt erblicken..."
Die Herren wurden unruhig — der Redner hatte es
offenbar ans ihre Börsen abgesehen.
„Nun haben sich," führ Schlau fort, „in verschiedenen
Städten und Städtchen warme Menschenfreunde gebildet-
Sic haben doch sicherlich, verehrte Freunde, auch schon von den
sogenannten „Cigarren-Zipfel-Vereinen" gehört?" — „Aller-
dings !" — „Diese Vereine rauchen znm Wohle der oben er-
wähnten Kinder ungeheure Mengen von Cigarren, sammeln die
am Ende der letzteren wcggcschnittencn Spitzen oder Zipfel, und
lassen sich dieselben von den hocherfreuten Tabaksfabrikanten mit
Gold aufwägen, aus welchem sie dann prächtige Kittelchen
SS
22 Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeituugs - Erpeditionen angenommen.
__ Erscheinen wöchentlich ein Mal.
L8L8.
Preis des Bandes (26 Nummern) JC 6.70. Bei direktem
Bezüge per Kr euzb and: für Deutschland und Oesterreich T
M 7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins MS—, kXXll. -O0.
Einzelne Nummer 30
Der Zipfel-Verein.
Von Theobald Eros; (Verfasser des Märchens „Rothe Nasen").
Am runden Tisch im Gast-
haus zur Linde saßen an einem
Winterabende der Posthaltcr
und der Förster, der Doctor
und ein in Folge einer Blcssur
pensionirtcr,noch ziemlich jngend-
ticher Hauptmann nebst einigen
Bürgern des Städtchens beim
Bier.
„Na, Herr Schlau," sagte
^er Hauptmann ungeduldig zu
einem eben eintretenden, kleinen
Mann, „werden Sic jetzt viel-
leicht die Güte haben, uns
mitzutheilen, weßhalb Sie uns
aus diesen Abend hierher be-
stellt haben?" — „Sogleich werde ich die Güte haben, Herr
von Eisenbeis!" erwiderte der Kleine eifrig. - „Nun, nun,
so wird das Ding doch nicht pressiren!" meinte die Lmden-
wirthin, eine hübsche Wittwe. „Hier nehmen Sie erst einen
tüchtigen Schluck, Herr Schlau, und lehren Sic diesen leiden-
schaftlichen Soldaten einmal ein wenig warten!" — ©nmtmg
suhr Eisenbeis nach der Sprecherin herum, als er aber tn bie
schwarzen, freundlich ans ihir gerichteten Augen derselben blickte,
verzog er den wildbehaartcn Mund zu einem behaglichen Lächeln.
„Verehrte Freunde!" sing jetzt Schlau an, „obwohl ich
von Natur kein Redner bin, sondern bekanntlich blos ein
Galanteriewaaren - Fabrikant ans Leder und Pappendeckel, so
will ich heute doch versuchen, Sic mit Gottes Hilfe zu einer
schönen That auszustacheln. Sie Alle wissen, daß gegenwärtig
die Roth mit bleichem Finger an unsere Thüren pocht und daß
in armen Familien immer häufiger Kinder ohne jegliche Kleid-
ung das Licht der Welt erblicken..."
Die Herren wurden unruhig — der Redner hatte es
offenbar ans ihre Börsen abgesehen.
„Nun haben sich," führ Schlau fort, „in verschiedenen
Städten und Städtchen warme Menschenfreunde gebildet-
Sic haben doch sicherlich, verehrte Freunde, auch schon von den
sogenannten „Cigarren-Zipfel-Vereinen" gehört?" — „Aller-
dings !" — „Diese Vereine rauchen znm Wohle der oben er-
wähnten Kinder ungeheure Mengen von Cigarren, sammeln die
am Ende der letzteren wcggcschnittencn Spitzen oder Zipfel, und
lassen sich dieselben von den hocherfreuten Tabaksfabrikanten mit
Gold aufwägen, aus welchem sie dann prächtige Kittelchen
SS
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Zipfel-Verein. Von Theobald Groß (Verfasser des Märchens "Rothe Nasen")"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)