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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 7.1933

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Nr. 38 (17. September)
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D I E


17. SEPTEMBER 1933

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ART»/*WORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

VII. JAHRGANG, Nr. 38
NST
LMONDErfsAKTS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m, b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin>.
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führten Länder sfrs. 7; Übersee S 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

WERTHEIM - BIBLOGRAPHIKON

Inh. Dr. Hans Wertheim

Alte Graphik / Gotik bis Biedermeier

Berlin W9, Lennestr. 7. Liitzow 4512

Kirchliche Kunst Österreichs

Bedeutsamkeit hinter den aufgezählten Ar-
beiten zurückstehen.
Mittelalterliche Plastik

Die Ausstellungen anläßlich des allgemeinen deutschen Katholikentages in Wien

Im Hagenbund hat man die Wiedergabe
eines Überblickes über die mittelalterliche

Von Dr. St. Poglayen-Neuwall

österreichische Holzplastik angestrebt. Wir
sehen das Überwiegen des Einflusses des be-

Wiener Museen und Künstlervereinigungen
haben sich zur festlichen Begehung des Katho-
likentages zusammengetan, um den Besuchern
der Tagung einen Querschnitt durch die kirch-
liche Kunst Österreichs vom frühen Mittel-
alter bis heute zu vermitteln. Die ganz groß-
zügig angelegte Ausstellung, die sich auf die
Estensischen Sammlungen (frühe
christliche Kunst), Hagenbund (mittel-
alterliche religiöse Plastik), Künstlerhaus


Gösser -Kasel. Um 1230
Ausstellung:
Altes und neues kirchliches Kunstgewerbe
Wien, Österreichisches Museum für
Kunst und Industrie

(kirchliche Kunst um 1680—1880), Sezes-
sion (das Credo in der Gegenwartskunst),
Albertina (Maria in der deutschen Kunst),
Kunstgemeinschaft (Christus, der
Menschensohn), das Österreichische
Museum für Kunst und Industrie (altes und
neues kirchliches Kunstgewerbe) verteilt,, ge-
winnt noch dadurch an Interesse, daß sich die
Mehrzahl der Veranstalter, unter tunlichster
Umgehung musealer Bestände, auf die Vorfüh-
rung im Klosterbesitz und in privaten Samm-
lungen verborgener Kunstwerke (und zwar vor-
wiegend solcher österreichischer Herkunft) be-

schränkt hat. Dazu kommt noch, daß sich ge-
rade unter diesen Stücken (von denen die
meisten, wo nicht unbekannt, so doch
der Öffentlichkeit nur
schwer zugänglich sind)
eine Reihe der bedeu-
tendsten Schöpfungen
der Kirchenkunst auf
österreichischem Boden
befindet.
Die kleine 4 nsstellnng,
die von der Antiken-
sammlung und den
Sammlungen für Plastik
und Kunstgewerbe des
kunsthistorischen Mu-
seums in den Esten-
sischen Sammlun-
gen aufgetan wurde,
zeigt uns neben einigen
größeren Reliefplasti-
ken frühchristlicher und
byzantinischer Kunst
eine Auswahl erlesener
kleinkünstlerischer Ar-
beiten aus dem Besitz
des Kunsthistorischen
Museums (das seine
kostbarsten Stücke zur Verfügung gestellt hat)
wie auch aus privaten Sammlungen und
Klostereigentum. Da finden sich frühchrist-
liche Goldgläser, Menas-Ampullen, Cameen,
Elfenbeine (darunter das bekannte karolingi-
sche Relief aus Heiligenkreuz mit dem hl. Gre-
gor), auch Steatitreliefs. Besonders zahlreich
sind die Edelmetallarbeiten der frühchristlichen
und byzantinischen Aera und aus der Zeit der
Völkerwanderung. So begegnen wir der relief-
geschmückten Polesaner Pyxis und den christ-
lichen Inschriftschalen aus dem Goldfund von
Nagy Szt. Miklos wieder, ferner den Schatz-
funden von Zalesie (Polen) und Czernowitz.
Von den aus Privatbesitz beigestellten Ar-
beiten der Goldschmiedekunst wäre an erster
Stelle der prunkvolle, mit den Brustbildern
Christi und der Apostel verzierte Salzburger
Kommunionskelch aus dem Anfang des 13. Jahr-
hunderts zu nennen. Nach Salzburg wird auch
ein Reliquienschrein des 11. Jahrhunderts mit
durchbrochenen figürlichen und ornamentalen
Elfenbeinauflagen lokalisiert, der sich als
Nachbildung eines orientalisierenden byzanti-
nischen Vorbildes erweist. Eben dorthin, und
zwar in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts
gehört eine mit Inschriften versehene Mitra
aus Seidenstoff, die gleichfalls aus Privatbesitz
stammt und mit gewebten Rankenornamenten
und vergoldeten Appliquen verziert ist. Be-
achtung verdient auch der romanische Bronze-
aufsatz mit den Gestalten dreier Heiligen (oder
Propheten) aus Burg Kreuzenstein (siehe Ab-
bildung). Was Sonst aus Privatbesitz zu sehen
ist, sind vorwiegend kleinere Objekte, die an

nachbarten Deutschland gegenüber dem Eige-
nen im frühen Mittelalter. In dem Fragment
eines reliefverzierten hölzernen Altarvorsatzes
aus dem frühen 12. Jahrhundert (einem be-

zeichnenden Beispiel der Übertragung der
Metalltechnik in Holz) offenbart sich deutlich
die Verwandtschaft mit der Figur in der Vor-
halle von St. Emmeram zu Regensburg. Der
oberrheinischen Welle, die um die Wende des
Jahrhunderts in Erscheinung tritt, dankt die
Ausstellung eine der edelsten weiblichen Heili-
gengestalten aus der Zeit um 1300.
Allmählich entwickelt sich eine eigene öster-
reichische Plastik, die von den einzelnen Län-
dern abgewandelt wird. Sie gipfelt in den
Schöpfungen der Spätgotik. An ihrer Schwelle
steht die von Kieslinger (der die Aus-
stellung eingerichtet hat) 1932 veröffentlichte,
den höfischen Stil zu Ende des 14. Jahrhun-
derts spiegelnde Gestalt der Herzogin Katha-
rina (das dritte der Bildnisse der uns von ihrem
Grabmal in der Stephanskirche und ihrem
Standbild an dem „Fürstentor“ dem Aussehen
nach bekannten Gemahlin Rudolfs des Stifters).
Der Schöpfer der Figur, der über eine unge-
wöhnliche Charakterisierungskunst verfügte,
hat die Herzogin als Gottesmutter mit dem
Kinde dargestellt (Abb. S. 2), sie jedoch gleich-
wohl, entgegen dem sonstigen Brauch, in
modische Tracht gekleidet.
Eine nicht minder bedeutsame Entdeckung
Kieslingers ist der thronende Petrus, eine Ge-
stalt von geradezu barocker Wucht und Aus-
druckskraft, wie sie den besten Schöpfungen
der Spätgotik eignet. Ihren Urheber identifi-
ziert Kieslinger auf Grund stilistischer Ver-
wandtschaft mit der Figurenplastik des Frei-
singer Hochaltars (von 1443) mit Jakob
Kaschauer, einem der bedeutendsten Wiener


Grablegung Christi. Wien, um 1515
Ausstellung: Mittelalterliche religiöse Plastik
Wien, Hagenbund

Bildschnitzer und Werkstattinhaber um die
Mitte des 15. Jahrhunderts; ihm gibt Kies-
linger auch die zusammengehörigen Büsten
zweier jugendlicher weiblicher Heiligen.
Ein reizvolles Hochrelief der „Anbetung des
Kindes“, das dem Meister von Irrsdorf nahe-
steht, bietet ein gutes Beispiel der intimen Er-
zählungsweise des Donaustiles, der zu der Kunst
der deutschen Frührenaissance überleitet. Mit
den Kunstwerken dieses Stiles endet die eigent-
liche Ausstellung.
Unter den Proben barocker Holzplastik, die
den Übergang zu der Schau im Künstlerhaus
vermitteln sollen, beansprucht Giovanni Giu-
lianis überlebensgroße Statue des Täufers, die
von dem in den achtziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts zerstörten Hochaltar des Stiftes
Heiligenkreuz herrührt, das vornehmste Inter-
esse. Einen unterhaltsamen Abschluß bildet
ein der dörfischen Kleinkunst des Barock ge-
VTIG.Üv/.Vm — «Afxxy' x— . . xi-lcliCi <*xö Xlx L*Cx ■-
Werken der großen Kirchenkunst die Wesens-
züge des österreichischen Charakters, die Vor-
liebe für das Fabulieren, die Buntheit und Rea-
lität des Lebens, zum Ausdruck kommen.
Kirchenkunst des "Barock
Die Ausstellung im Künstlerhaus (ein
Werk des Kustos Dr. Grimschitz von der
Österreichischen Staatsgalerie), setzt mit einem
großartigen Auftakt ein: dem biblischen Zyklus
des Kremserschmidt aus St. Pauli im Lavant-
tal. Bilder, die nicht nur die kompositionelle
Begabung Kremserschmidts für Monumental-
kompositionen im hellsten Lichte zeigen, son-
dern dank ihres selten guten Erhaltungszu-
standes auch die Möglichkeit bieten, den Far-
benkünstler näher kennen zu lernen. Im Abend-
mahl, einer von Kremserschmidts Massenkom-
positionen, die im Aufbau deutlich den Einfluß
der großen Venezianer von Veronese bis auf
Tiepolo weist, dem sich der Künstler auch in


Bronze-Aufsatz. Um 1200
Sammlung Graf Wilczek, Burg Kreuzenstein
Ausstellung: Frühe christliche Kunst
Wien, Kunsthistorisches Museum

«USTAV (KAUIK - BI'RIIX
ANTIQUITÄTEN Berlin W 9, Lennestr. 8 GEMÄLDE
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