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Weinfurter, Stefan [Bearb.]
Stauferreich im Wandel: Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas — Mittelalter-Forschungen, Band 9: Stuttgart, 2002

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Weinfurter, Stefan: Venedig 1177 – Wende der Barbarossa-Zeit?
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https://doi.org/10.11588/diglit.34723#0013

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STEFAN WEINFURTER

Venedig 1177 - Wende der Barbarossa-Zeit?
Zur Einführung

Venedig im Sommer 1177. Es waren höchst ungewöhnliche Ereignisse, die sich
dort abspielten1. Am 24. Juli, einem Sonntag, näherte sich Kaiser Friedrich Barba-
rossa in Begleitung des Dogen und des Patriarchen von Venedig an der Spitze ei-
ner großen Anzahl von Schiffen mit Klerus und Volk dem Markusplatz und legte
mit einer Gondel an2. Die Fahne des heiligen Markus hing dort an zwei hohen
Masten und reichte bis zum Boden. Vor der Markuskirche hatte sich eine riesige
Menschenmenge versammelt. In der Historia ducum Veneticorum ist überliefert, es
seien 8420 Personen gewesen, die nach Venedig gekommen waren. Einzeln oder
in Gruppen werden sie alle aufgeführt. Anwesend waren italienische und deut-
sche Große sowie Gesandte aus Burgund, England, Frankreich, Spanien, Ungarn
und Dalmatien3. Sie hatten Ritter in stattlicher Anzahl bei sich. Den Zuschauern
muß sich ein beeindruckendes Bild präsentiert haben: Vor dem Hauptportal der
Markuskirche erhob sich auf einem Holzgerüst mit Stufen ein prächtig ge-
schmückter »großer Thron« des Papstes4. Um ihn herum, in der Art einer Tribüne,

1 Ausführlich - auch im Hinblick auf die Rezeption - behandelt bei Klaus Schreiner, Vom ge-
schichtlichen Ereignis zum historischen Exempel. Eine denkwürdige Begegnung zwischen Kai-
ser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III. in Venedig 1177 und ihre Folgen in Geschichts-
schreibung, Literatur und Kunst, in: Mittelalter-Rezeption. Ein Symposion, hg. von Peter
Wapnewski (Germanistische Symposien 6), Stuttgart 1986, S. 145-176. Auch Ders., »Gerechtig-
keit und Frieden haben sich geküßt« (Ps. 84,11). Friedensstiftung durch symbolisches Handeln,
in: Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter, hg. von Johannes
Fried (Vorträge und Forschungen 43), Sigmaringen 1996, S. 37-86, hier 75-77.
2 Hauptquellen: Kardinal Boso, Vita Alexandri III, hg. von Louis Duchesne, Le Liber Pontificalis,
Bd. 2, Paris 21955, S. 397-446, hier S. 439 f. (auch: Boso's Life of Alexander III. Introduction by
Peter Münz, transl. by G.M. Ellis, Oxford 1973); Romuald von Salerno, Chronicon, hg. von
C.A. Garufi, in: L. A. Muratori, Rerum Italicarum Scriptores VII, 1, Cittä di Castello 21935,
hier S. 270 ff. (Auszüge in: Italische Quellen über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien und der
Brief über den Kreuzzug Friedrichs I., übersetzt von Franz-Josef Schmale [Ausgewählte Quel-
len zur deutschen Geschichte des Mittelalters 17a], Darmstadt 1986, S. 342-345); De pace Veneta
relatio, hg. von Rodney M. Thompson, An English Eyewitness of the Peace of Venice 1177, in:
Speculum 50,1975, S. 21-32, hier S. 31; Historia ducum Veneticorum, hg. von H. Simonsfeld, in:
MGH Scriptores 14, Hannover 1883, S. 82 ff.
3 Historia Ducum Veneticorum (wie Anm. 2), S. 82: ... cum ex principibus et magnatibus Alemanie,
Francie, Anglie et Hispanie et Ungherie et totius Italie, tarn ecclesiasticis qmm secularibus, plures in
civitate Veneciarum convenissent ..., sowie S. 84ff., cap. 12: Qui interfuerunt predicte paci sunt infra-
scripti: ...
4 De pace Veneta relatio (wie Anm. 2), S. 31: Igitur ministri domni pape, diluculo ad ecclesiam sancti
Marci ewangeliste properantes, clauserunt medias ualuas in magna porticu, scilicet in fronte ecclesie, et in
eodem loco ligna magna, tabulas abiegnas scalasque comportantes, thronum magnum ac sublimem compo-
suerunt.
 
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