Dtsch Med Wochenschr 1984; 109(8): 290-294
DOI: 10.1055/s-2008-1069182
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Digitalis-Auslaßversuch bei Hämodialyse-Patienten

Discontinuance of digitalis in haemodialysis patientsF. Keller, A. Schwarz, G. Offermann, M. Molzahn, A. Distler, G. Kreutz, J. Weinmann, E.-R. von Leitner, H.-F. Vöhringer
  • Medizinische Klinik und Klinische Pharmakologie, Klinikum Steglitz der Freien Universität Berlin
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Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

In einer kontrollierten, prospektiven Studie wurde während 12 Monaten die Indikation zur Digitalisierung bei 110 Patienten an chronischer Hämodialyse geprüft. Bei zehn Patienten bestand wegen Vorhofflimmerns mit schneller Überleitung, bei fünf wegen rezidivierenden Lungenödems eine zwingende Indikation zur Digitalisierung. Bei 57 zuvor mit Digitoxin behandelten Patienten wurde für 4-6 Wochen ein Digitalis-Auslaßversuch durchgeführt, während 13 zuvor nicht digitalisierte Patienten kurzfristig für 4 Wochen Digitoxin erhielten. Nach Absetzen von Digitoxin wurde bei vier Patienten ein Vorhofflimmern manifest, während mit Digitoxin kein Vorhofflimmern auftrat (P = 0,002). Bei 13 Patienten war der Röntgen-Thoraxbefund (Herzgröße, Lungenstauung) mit Digitoxin besser als ohne Digitoxin. Eine obligate Indikation zur Digitalisierung schien somit bei 29 % der Hämodialyse-Patienten gegeben. Eine weitere Indikation zur Digitalisierung wurde bei 31 Patienten mit Herzvergrößerung, Lungenstauung und (oder) Zustand nach einmaligem Lungenödem gesehen. Zu Beginn der Untersuchung waren 76 % der Patienten digitalisiert. Nach Beendigung der Untersuchung blieben mit 57 % signifikant weniger Patienten weiter digitalisiert (P < 0,001). Die in der prospektiven Untersuchungszeit von 12 Monaten gefundene Häufigkeit der klinisch manifesten Intoxikation mit Digitoxin war mit 3 % gering, die der toxischen Spiegel mit 5 % insgesamt nicht hoch. Die Indikation zur Digitalisierung sollte kritisch, aber bei Hämodialyse-Patienten eher großzügig gestellt werden, da Vorhofflimmern (13 %) und Herzinsuffizienz (50 %) bei ihnen häufig sind.

Abstract

The indication for digitalis treatment was investigated in a controlled and prospective study lasting 12 months in 110 patients on long-term haemodialysis. In ten patients, digitalis was needed because of tachyarrhythmia due to atrial fibrillation and in five because of recurrent pulmonary edema. In 57 patients receiving digitoxin, therapy was discontinued for 4 to 6 weeks, whereas 13 patients not yet treated with digitalis, received digitoxin for 4 weeks. Without digitoxin, atrial fibrillation occurred in 4 patients, while no patient experienced atrial fibrillation with digitoxin (P = 0.002). In 13 patients, radiological findings (heart enlargement, pulmonary congestion) were better with digitoxin than without. Thus digitoxin appeared to be clearly indicated in 29 % of the haemodialysed patients. Additionally, digitalis was indicated in 31 patients because of heart enlargement, pulmonary congestion and (or) previous pulmonary edema. Initially, 76 % of the patients were receiving digitoxin, whereas, after the investigation, the rate was only 57 % (P < 0.001). The prospective frequency of clinically apparent digitoxin intoxication was low (3 %) and so were the overall toxic plasma digitoxin levels (5 %). Digitalis should be given deliberately but not restrictively to haemodialysis patients, since atrial fibrillation (13 %) and heart failure (50 %) are frequent and often concealed.

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