Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - P56
DOI: 10.1055/s-2007-992282

Keine Assoziation von genetischen Varianten im Cannabinoidrezeptor 1 Gen (CNR1) mit frühmanifester Adipositas bei deutschen Kindern und Jugendlichen

T Müller 1, K Reichwald 2, A-K Wermter 3, G Brönner 1, TT Nguyen 4, S Friedel 1, K Koberwitz 5, S Engeli 6, P Lichtner 5, T Meitinger 5, H Schäfer 4, J Hebebrand 1, A Hinney 1
  • 1Rheinische Kliniken Essen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Essen, Deutschland
  • 2Fritz Lipmann Institut für Altersforschung, Jena, Deutschland
  • 3Philipps-Universität Marburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Marburg, Deutschland
  • 4Philipps-Universität Marburg, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Marburg, Deutschland
  • 5Technische Universität München, Institut für Humangenetik und GSF, München-Neuherberg, Deutschland
  • 6Charité, Franz Volhard Klinik, Berlin, Deutschland

Zielsetzung: Cannabinoide stimulieren die Nahrungsaufnahme durch die Aktivierung des Cannabinoidrezeptor 1 (CNR1). Die Beteiligung des Endocannabinoidsystems an der Regulation der Nahrungsaufnahme wurde kürzlich in humanmedizinischen Studien durch die gewichtsreduzierende Wirkung von Rimonabant (Acomplia), einem selektiven Antagonisten des CNR1 bestätigt (van Gaal et al. 2005). Ziel dieser Studie war, anhand von Mutationsanalysen und Familien-basierten Assoziationsstudien zu untersuchen, ob genetische Varianten innerhalb CNR1 mit frühmanifester extremer Adipositas assoziiert sind. Methoden: Initial wurden 8 Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (SNPs) in 364 deutschen Adipositas-Trios (adipöses Kind und beide Eltern) mittels MALDI-TOF Massenspektometrie sowie PCR-RFLP genotypisiert. Ein SNP wurde zusätzlich in 235 unabhängigen Adipositas-Quartetten (Kind und Geschwisterkind mit Adipositas sowie beide Eltern) untersucht. Zusätzlich wurde ein Mutationsscreen in der kodierenden Region von CNR1 mittels SSCP sowie dHPLC durchgeführt. Ergebnis: Obwohl mittels Transmissions-Disequilibrium Test (TDT) keine signifikante Assoziation bezüglich der untersuchten SNPs mit frühmanifester extremer Adipositas festgestellt werden konnte (p > 0.05), zeigte sich ein Trend für eine bevorzugte Transmission des A-Alles von SNP rs1049353 (Transmissionsrate des A-Allels: 0,55, p = 0,12) in unserem Kollektiv. Der initiale Trend konnte durch die weitere Genotypisierung von rs1049353 in 235 unabhängigen Adipositasfamilien nicht bestätigt werden. Im Mutationsscreen zeigten sich 2 seltene Mutationen: eine neue, nicht-konservative Mutation (c.1256C>A; A419E) sowie die bekannte Mutation 1419 +1 G>C. Zusammenfassung: Die Genotypisierung von 8 CNR1 SNPs in 364 Adipositas-Trios ergab keine Assoziation der untersuchten Polymorphismen mit frühmanifester extremer Adipositas. Daraus wird geschlossen, dass genetische Variabilität innerhalb CNR1 keine wesentliche Rolle in der Entwicklung der Adipositas in unserem Kollektiv spielt.