Suchttherapie 2007; 8(3): 89-94
DOI: 10.1055/s-2007-985397
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mann, Rausch, Sucht: Konstruktionen und Krisen von Männlichkeiten

Man, Intoxication, Addiction: Construction and Crisis of MasculinityH. Stöver 1
  • 1ARCHIDO e.V., Informations- und Forschungszentrum für Tabak, Alkohol, Drogen, Medikamente und Sucht an der Universität Bremen
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Publication Date:
13 September 2007 (online)

Zusammenfassung

Rausch, Drogenkonsum und Sucht sind Phänomene, die unmittelbar mit der Konstruktion von männlichen Identitäten verbunden sind. Drogenkonsumverhalten ist damit einzureihen in Gesundheitsrisiken allgemein, die Männer eingehen, um Männlichkeiten zu demonstrieren und permanent neu zu konstruieren. Der Zusammenhang von Gender und Drogenkonsum/-abhängigkeit ist seit 25 Jahren vorwiegend im Bereich „Frau und Sucht” erforscht und für die Praxis umgesetzt worden. Die „Entdeckung der Männlichkeit”[1] in der Suchtforschung und -hilfe ist jüngeren Datums. Vor dem Hintergrund von zunehmender Perzeption von Gendertheorien und Gesundheitsverhalten und der stärker werdenden Notwendigkeit geschlechtsspezifisch sowohl in Prävention, Beratung, und Behandlung zu arbeiten, müssen entsprechende, Transfers in die Praxis geleistet werden. Dieser Beitrag gibt erste Hinweise für den Implementationsprozess männerspezifischer Hilfen für gefährdete bzw. abhängige Männer.

Abstract

Intoxication, drug use and addiction are phenomenon, which are closely associated with the construction of male identities. Drug use therefore can be understood within general health risk behaviour of men, which is meant to demonstrate or permanently (re-)construct masculinity. The interrelation of gender and drug use/addiction has mainly been studied and implemented into practice along the relationship of “women and addiction” since 25 years. The “discovery of masculinity”[1] in drug research and drug services is of a much younger date. On the background of an increasing perception of gender theories and health behaviour and a growing necessity to work gender specifically in prevention, counselling, and treatment of drug using patients transfers into the practice have to be developed. This contribution gives first indications for this implementation process of men specific services for men at risk or dependent.

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Korrespondenzadresse

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