Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V8_7
DOI: 10.1055/s-2007-983496

Periphere tibiale Neurostimulation (PTNS) versus Tolterodin in der Behandlung der überaktiven Blase

O Preyer 1, G Boris 1, T Laml 1, W Umek 1, S Zehetmayer 1, E Hanzal 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Wien

Fragestellung: Prospektiv randomisierte Studie zum Vergleich der Wirksamkeit einer Therapie durch periphere tibiale Neurostimualtion (PTNS) (Urgent PC®) mit jener durch Tolterodin (Detrusitol®) an Frauen mit Drangharninkontinenz oder Drangharnsymptomatik. Methodik: Zwischen Juni 2004 und Juli 2006 wurden 31 Patientinnen in die Studie eingeschlossen (≥ 18 Jahre) und in den Neuromodulationsarm (n=16) bzw. den Medikamentenarm (n=15) randomisiert. Auschlußkriterien: Kontraindikationen gegen Anticholinergica sowie eine bestehende Schwangerschaft. Hauptzielkriterien: Anzahl der Miktionen in 24 Stunden, Lebensqualität der Patientinnen. Nebenzielkriterien: Inkontinenzepisoden in 24 Stunden, Nebenwirkungen beider Therapieformen. Therapiedauer: Jeweils 12 Wochen (einmal pro Woche für 30 min. PTNS bzw. 2x2mg Tolterodin p.o.). Follow-up-Intervalle: 3, 6 und 12 Monate nach Therapiebeginn.

Ergebnisse: Mittleres Alter der Patientinnen: 59.4 ± 10.9 Jahre (range 26-85 Jahre). Postmenopausal 96.6%. BMI: 28.7 ± 5.6 (21.3-41). Hysterektomie 13.9%. Parität: 1.6 ± 0.9 (0-4) Kinder. Sectio: 13.8%. Inkontinenzoperation: 20.7%. Raucherinnen: 20.7%. Mehr als 3 Medikamente täglich: 65.5%. Die Anzahl der Miktionen blieb in beiden Gruppen von der Erstvorstellung bis zum Therapieende annähernd gleich (0.1 [CI 95%, 3.3-3.6] vs. 0.7 [CI 95%, 2.3-3.7], p=0.77), es verbesserte sich in beiden Gruppen die Lebensqualität (4.4 [CI 95%, 1.7-7.1] vs. 4.6 [CI 95%, 2.1-7.0], p=0.93). In beiden Gruppen nahm die Anzahl der Inkontinenzepisoden (1.3 [CI 95%, 0.6-3.2] vs. 2.6 [CI 95%, 0.1-5.3], p=0.4), sowie die Anzahl der Drangepisoden (9.3 [CI 95%, 7.0-11.7] vs. 9.5 [CI 95%, 6.3-12.7], p=0.92) ab. Nebenwirkungen: 1 Patientin (3.4%) im PTNS-Arm und 6 Patientinnen (20.7%) im Tolterodin-Arm. Studienabbruch: Bei 3 Patientinnen (10.3%) im PTNS-Arm und 2 Patientinnen (6.9%) im Tolterodin-Arm.

Schlussfolgerung: Kein Unterschied zwischen den beiden Therapiearten hinsichtlich der gewählten Haupt- und Nebenzielkriterien. Deutlich geringere Nebenwirkungsrate im PTNS-Arm (3.4 vs. 20.7%). sichtbarer Vorteil der PTNS als non-invasive Behandlungsmöglichkeit gegenüber Tolterdin in einer Patientengruppe mit zahlreichen Co-Morbiditäten und der damit verbundenen hohen Drug-Load (65.5%).