Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P300
DOI: 10.1055/s-2007-976428

Magnetische Theta-Burst Stimulation: Rolle der vorangehenden Aktivierung des Motorkortex

R Gentner 1, C Reinsberger 1, K Stefan 1, D Zeller 1, J Claßen 1
  • 1München, Würzburg

Die Applikation von kontinuierlicher Theta-Burst Stimulation (cTBS), einem neuen Protokoll der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (TMS), über dem primären Motorkortex kann die kortikospinale Exzitabilität für mehrere Minuten herabsetzen (Huang et al., 2005). Wir stellten uns die Frage, zu welchem Grad die Wirkung von cTBS von dem vorhergehenden Aktivierungszustand des konditionierten Motorkortex abhängig ist.

Es wurde die Wirkung von fünf verschiedenen Interventionen auf die Amplitude der motorischen evozierten Potenziale (MEPs) des rechten M. abductor pollicis brevis (APB) nach einzelnen TMS Reizen über dem linken M1 bis zu 24 Minuten nach der Intervention untersucht. In den Experimenten 1 bis 3 wurden schwache (25% der maximalen Kraft), isometrische Kontraktionen des APB Muskels für eine Dauer von 0min (ACT0), 1,5min (ACT1,5) und 5min (ACT5) durchgeführt. Daraufhin wurden hochfrequente (50Hz) Folgen von drei TMS Reizen in 5Hz Intervallen für 20s über dem linken M1 bei einer Intensität von 70% der Ruheschwelle (cTBSRMT) appliziert. Experiment 4 war identisch zu ACT0+TBSRMT, mit dem einzigen Unterschied, dass die Stimulationsintensität auf 80% der aktiven Schwelle (TBSAMT) gesetzt wurde. In Experiment 5 führten die Probanden ohne anschließende Intervention eine fünfminütige isometrische Kontraktion durch (ACT5 ohne TBS).

Nach ACT0+TBSRMT konnte keine Veränderung der MEP Amplituden beobachtet werden. ACT5 ohne TBS führte zu einem Anstieg (nach 6min: 130±22%; p=0,005), während durch ACT1,5+TBSRMT (nach 2min: 71±22%; p=0,019; nicht aber nach 6min: 100±36%; p=0,496), ACT5+TBSRMT (nach 6min: 65±26%; p=0,004) und TBSAMT (nach 6min: 75±23%; p=0,015) die MEP Amplituden vermindert wurden (ANOVA; ZEIT*INTERVENTION: F=1,573; p=0,012). Die Reduktion der MEP Amplituden war bei längerer Voraktivierung ausgeprägter.

Die Verminderung der kortikospinalen Exzitabilität durch cTBS ist abhängig von der vorangehenden Aktivierung des Zielkortex. Diese Ergebnisse sind relevant für die Anwendung von cTBS als eine „virtuelle Läsions-“Technik.

Ref.: Huang YZ, Edwards MJ, Rounis E, Bhatia KP, Rothwell JC. Theta burst stimulation of the human motor cortex. Neuron. 2005 Jan 20;45(2):201–6.

Unterstützt durch gemeinnützige Hertie-Stiftung, Deutschland.