Z Gastroenterol 2006; 44 - P423
DOI: 10.1055/s-2006-951036

Endosonographische Drainagetechniken in der Behandlung infizierter Pankreaspseudozysten und retroperitonealer Nekrosen nach akuter Pankreatitis

S Heringlake 1, S Heller 1, J Willert 1, C Pox 1, W Schmiegel 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik, Ruhr-Universität Bochum, Knappschaftskrankenhaus, Abt. Gastroenterologie, Bochum, Germany

Die Therapie infizierter Pankreaspseudozysten und retroperitonealer Nekrosen als Komplikation schwerer Pankreatitiden bestand bislang aus chirurgischen und perkutan- drainierenden Verfahren. Mit der Endosonographie (EUS) und zunehmender Etablierung EUS-gesteuerter interventioneller Techniken besteht nun auch die Möglichkeit zur minimal invasiven internen Drainage.

Wir berichten über eine Serie von 13 konsekutiven Pat. (August 2003 bis März 2006), die durch endosonographische Drainagetechniken behandelt wurden. Bei 9 Patienten bestanden infizierte Pseudozysten nach akuter biliärer Pankreatitis (6) oder nach akutem Schub einer chronischen Pankreatitis (3). Bei den anderen 4 Pat. lagen ausgedehnte retroperitoneale Nekrosen nach akuter Pankreatitis vor.

Je nach Lokalisation der Pseudozysten wurde in 9 Fällen EUS-gesteuert transgastral vom Corpus/Antrum aus bzw. transduodenal vom Bulbus aus mittels „Giovannini-One Step System“ ein 8,5 Fr. Kunstoffstent eingebracht, um die Pseudozysten effektiv zu drainieren. In 2 von 9 Fällen musste jedoch am Folgetag zusätzlich EUS-gesteuert mittels Cystostom ein 10 French starkes Ostium geschaffen werden, um einen größerlumigen 10 Fr. starken Doppelpigtail-Katheter einzubringen, weil sich zähflüssiger Zysteninhalt nicht ausreichend entleert hatte. Unter begleitender Antibiose kam es in allen Fällen zur kompletten Ausheilung, so dass die Drainagen nach 2–12 Wochen entfernt werden konnten.

Bei 4 Patienten mit retroperitonealen Nekrosen wurde EUS-gesteuert ein transgastraler/transduodenaler Zugang mittels 10 Fr. Cystostom geschaffen, der mittels Führungsdrahtpapillotom und 10mm-Dilationsballon erweitert wurde. Für intermittierende transgastrale Endoskopien in die Nekrosen und ausgedehnte retroperitoneale Spülmanöver wurde das Ostium durch ein bis zwei 10 Fr. Doppelpigtaildraingen offen gehalten. Bei 3 von 4 Patienten kam es nach 8–14 Wochen zur kompletten Ausheilung, eine Patientin befindet sich mit transgastralen Drainagen in der Nachbeobachtung, ist aber bereits beschwerdefrei nach Kostaufbau. Prozeduren assoziierte, relevante Komplikationen traten nicht auf.

EUS-gesteuerte Drainagetechniken sind sicher und effektiv in der Behandlung infizierter Pankreaspseudozysten und retroperitonealer Nekrosen nach akuter Pankreatitis.