Zentralbl Gynakol 2005; 127 - V13
DOI: 10.1055/s-2005-870678

Prognostische Bedeutung des Steroidrezeptorstatus sowie des urokinase plasminogen Aktivator (uPA) und Seines Inhibitors PAI-1 für das Überleben beim Ovarialkarzinom

A Franzen 1, JG Hengstler 2, M Schmidt 1, E Steiner 1, B Tanner 1, M Joehnk 1, K Pollow 3, H Kölbl 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten der Universität Mainz
  • 2Rudolf-Boehm-Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Leipzig
  • 3Abteilung für experimentelle Endokrinologie, Universitätsfrauenklinik Mainz

Fragestellung: Das Ovarialkarzinom ist die führende Todesursache unter den gynäkologischen Malignomen. Klinische Prognosefaktoren wie FIGO Stadium, Tumorrest nach Radikal-OP oder Grading sind etabliert. Wünschenwert wäre die Etablierung von tumorbiologischen Prognosefaktoren, die Patientinnen mit erhöhtem Risiko identifizieren könnten. Diese sind aufgrund heterogener Datenlage nicht Gegenstand der klinischen Routine.

In der vorliegenden Arbeit untersuchten wir den Einfluss von immunhistochemisch und biochemisch bestimmten Steroidrezeptoren sowie der Proteasen uPA und PAI-1 auf das Überleben beim Ovarialkarzinom.

Methode: Paraffinhistologien von 380 Patientinnen mit primären, epithelialen Ovarialkarzinom, die zwischen 1979 und 2003 an der UFK Mainz operiert wurden, wurden immunhistochemisch mit einem Antikörper gegen den Östrogen- und den Progesteronrezeptor untersucht. Ferner wurden diese Steroidrezeptoren in Frischmaterial in 332 Fällen biochemisch bestimmt. UPA und PAI-1 wurde in 165 Fällen aus den Jahren 1992 bis 2003 biochemisch bestimmt. Uni- und multivariate Analysen erfolgten in der Cox-Regression mit Bezug zu klassischen klinischen Prognoseparametern.

Ergebnisse: Unter den klinischen Prognoseparametern waren das FIGO Stadium (RR=1,85 p<0,001), das Grading (RR=2,39 p<0,001), der postoperative Tumorrest (RR=3,15 p<0,001) und das Alter (RR=1,02 p<0,001) hochsignifikant mit dem Überleben assoziiert.

Ein positiver histologisch nachgewiesener Östrogenrezeptor ist univariat (RR=0,694 p=0,006) und multivariat (RR=0,616 p=0,001) adjustiert auf Alter, FIGO-Stadium, Grading und Tumorrest signifikant mit dem Überleben assoziiert. Dies gilt auch für den Progesteronrezeptor (RR=0,59 p<0,001 bzw. RR=0,69 p=0,015).

Auch der biochemische Nachweis des Progesteronrezeptors war univariat (RR=0,51 p<0,001) und multivariat (RR=0,71 p=0,028) signifikant. Die ließ sich für den biochemischen Östrogenrezeptor nicht nachweisen (RR=0,81 p=0,142 bzw. RR=0,785 p=0,111).

Für die Protease uPA wird die Grenze zur Signifikanz univariat nicht erreicht (RR=1,06 p=0,068), multivariat ist uPA nicht signikant mit dem Überleben verbunden (p=0,62). PAI-1 zeigt univariat keine Signifikanz (p=0,114) wobei multivariat ein signifikantes Niveau (p=0,04) erreicht wird.

Schlussfolgerung:

Das FIGO-Stadium, das Grading und die Größe des verbliebenen Tumorrestes stellen unabhängige Prognosefaktoren für das Gesamtüberleben dar.

Der Östrogenrezeptorstatus (immunhistochemisch) und mehr noch der Progesteron-Rezeptorstatus (immunhisto- und biochemisch) stellen weitere unabhängige Prognosefaktoren für das Gesamtüberleben dar. Die Proteasen zeigen lediglich ein Trend zur Signifikanz in der Betrachtung zum Gesamtüberleben. Dies könnte beispielsweise durch verdeckte Datenbindung durch starke, hochsignifikante klinische Parameter wie FIGO Stadium oder Tumorrest verursacht werden. Eine Adjustierung auf noch zu definierende Schwellenwerte und klinisch starke Einflussgrößen scheint notwendig.