Z Sex Forsch 2002; 15(1): 43-57
DOI: 10.1055/s-2002-25179
ORIGINALARBEIT

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Lassen sich aus dem kulturellen Wandel von Sexualität und Familie in den westlichen Gesellschaften Tendenzen der zukünftigen Entwicklung in der Volksrepublik China ableiten?[1]

The social change of sexuality and the family in Western societies: Are there implications for future trends in China?Gunter  Schmidt
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. April 2002 (online)

Übersicht: Basierend auf Daten empirischer Studien zu den sexuellen Verhaltensweisen und den Sexualgewohnheiten von Jugendlichen in den westlichen Ländern analysiert der Autor die Hauptlinien des kulturellen Wandels der Sexualität in den vergangenen vier Jahrzehnten. Herausgearbeitet werden u. a. die Veränderungen des Alters bei der Aufnahme von Koitusbeziehungen, die Verschränkung der Sexualität von Jugendlichen mit Liebe und Beziehung, der moralische Code, dem ihr Verhalten folgt, sowie die in allen westlichen Industriestaaten Europas und Nordamerikas beobachteten demographischen Trends im Hinblick auf Ehe und Familie. In einem zweiten Schritt geht der Autor, sich wiederum auf Daten empirischer Studien stützend, der Frage nach, ob der schnelle Wandel sexueller Verhaltensweisen von Jugendlichen nur ein westliches Phänomen ist, und zeigt am Beispiel von Japan auf, dass mit einer Zeitverzögerung von etwa 20 bis 30 Jahren die in den westlichen Ländern beobachtbaren Tendenzen sich auch dort durchsetzen. In einem dritten Schritt untersucht der Autor dann die Indikatoren des sexuellen Wandels in China und kommt zu dem Schluss, dass in China schon sehr bald mit einschneidenden Veränderungen in der Verbreitung des vorehelichen Sexualverhaltens zumindest von großstädtischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerechnet werden muss.

1 Nach dem Vortrag „The social change of sexuality and the family in Western societies. Are there implications for future trends in China?”, gehalten auf dem internationalen Kongress „Psychotherapy: Dialogues between East and West vom 20. bis 24. August 2001 in Kunming, China. - Siegrid Schäfer danke ich für die Erstellung der Graphiken und Tabellen.

Literatur

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  • 18 Weller K, Starke K. Ostdeutsche Studierende 1972 - 1996. In: Schmidt 2000

1 Nach dem Vortrag „The social change of sexuality and the family in Western societies. Are there implications for future trends in China?”, gehalten auf dem internationalen Kongress „Psychotherapy: Dialogues between East and West vom 20. bis 24. August 2001 in Kunming, China. - Siegrid Schäfer danke ich für die Erstellung der Graphiken und Tabellen.

Prof. Dr. Gunter Schmidt

Abteilung für Sexualforschung

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universität Hamburg

Martinistraße 52

20246 Hamburg

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