Geburtshilfe Frauenheilkd 1999; 59(5): 220-224
DOI: 10.1055/s-1999-14192
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die intrazytoplasmatische Injektion von runden und elongierten Spermatiden bei Patienten mit Reifungsarrest der Spermatogenese

Intracytoplasmatic Injection of Round and Elongated Spermatids in Patients with Spermatogenetic Maturation ArrestS. Al-Hasani1 , B. Schöpper1 , W. Küpker1 , J. Sandmann2 , R. Johannisson3 , P. Fornara2 , R. Sturm1 , M. Bals-Pratsch1 , O. Bauer1 , K. Diedrich1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität zu Lübeck
  • 2Klinik für Urologie, Medizinische Universität zu Lübeck
  • 3Institut für Pathologie, Medizinische Universität zu Lübeck
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Publication History

Publication Date:
31 December 1999 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Heute ist die intrazytoplasmatische Spermatozoeninjektion (ICSI) die Methode der Wahl bei der Behandlung schwerer Formen männlicher Infertilität. Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß eine Fertilisierung und Teilung von Oozyten sowohl durch Injektion von ejakulierten Rundspermatiden als auch von testikulären runden und elongierten Spermatiden erzielt werden kann.

Material und Methode: Wir haben die Verwendung von Spermatiden bei ICSI in unserem Labor etabliert, um Patienten mit Reifungsarrest der Spermatogenese in unser ICSI-Programm aufzunehmen. Bei sechs Patienten war aufgrund vorheriger Hodenbiopsien ein Sertoli-Cell-Only-Syndrom diagnostiziert worden. Bei einer nachfolgenden zweiten Biopsie wurden in allen Fällen Spermatogenese-Foci bis zum Stadium der Elongation gefunden und das Gewebe in unserem Labor eingefroren. Die Gewebe wurden bis zum Zeitpunkt der Follikelpunktion kryokonserviert. Die Patientinnen wurden entsprechend dem „langen” Protokoll - nach Down-Regulation mit GnRH-Analoga - durch Gonadotropin-Injektionen stimuliert. Für die Durchführung der ICSI wurden Injektionspipetten von 8 - 10 μm Durchmesser verwendet.

Ergebnisse: 66 Metaphase-II-Oozyten wurden gewonnen. Bei zwei Patienten konnten kryokonservierte elongierte Spermatiden erfolgreich injiziert werden, während in den vier anderen Fällen auf kryokonservierte Rundspermatiden zurückgegriffen werden mußte. In der ersten Gruppe wurden 10 von 18 Oozyten fertilisiert; in der zweiten Gruppe zeigten nur 9 von 48 injizierten Oozyten eine Fertilisierung und Teilung. Zwei klinische Schwangerschaften wurden mit elongierten Spermatiden erzielt. Bei Injektion von Rundspermatiden kam es nicht zu einer Schwangerschaft.

Schlußfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, daß Fertilisierung und Teilung bei Patienten mit Reifungsarrest möglich sind, indem kryokonservierte elongierte oder runde Spermatiden in Oozyten injiziert werden. Zu Schwangerschaften kam es an unserer Klinik jedoch nur nach Injektion von elongierten Spermatiden.

Abstract

Purpose: The ICSI procedure is established as the method of choice in the treatment of severe male factor infertility. Recent studies have shown that fertilisation and cleavage can be achieved by injection of ejaculated round spermatids as well as testicular round and elongated spermatids into oocytes.

Methods: In this study, attempt was made to establish this procedure in our laboratory to include patients with spermatogenetic maturation arrest in our ICSI programme. Six patients were diagnosed to have complete Sertoli-Cell-Only syndrome after a first testis biopsy. After an additional second biopsy in all cases focal functional spermatogenesis either at the stage of round or elongated spermatids was found. The tissues were cryopreserved until the time of follicle puncture. Women were stimulated using the long protocol by gonadotropine injections after downregulation with GnRH-agonist. ICSI procedure was the same using an injection pipette of 8 - 10 μm diameter.

Results: 66 metaphase-II oocytes were harvested. In two patients cryopreserved elongated spermatides were successfully injected while in the other four cases cryopreserved round spermatids were possible to be injected into the oocytes. 10 out of 18 oocytes were fertilised in the first group while only 9 out of 48 injected oocytes showed fertilisation and cleavage in the second group. Two clinical pregnancies were achieved with elongated spermatids, while in case of round spermatids, no pregnancy could be established.

Conclusions: This study confirms that fertilisation and cleavage could be successfully achieved in cases with spermatogenetic maturation arrest by injecting cryopreserved elongated as well as round spermatides into oocytes. However, pregnancies occurred only after injection of elongated spermatids.

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