Ultraschall Med 2023; 44(S 01): S25
DOI: 10.1055/s-0043-1772317
Abstracts
Gynäkologie & Geburtshilfe
Vorträge

Pränatale Diagnostik, Verlauf und Outcome bei fetalen Urinomen

Corinna Simonini
1   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Geburtshilfe und Pränatale Diagnostik, Bonn, Deutschland
,
Brigitte Strizek
1   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Geburtshilfe und Pränatale Diagnostik, Bonn, Deutschland
,
Annika Strömer
2   Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie, Bonn, DEutschland
,
Ulrich Gembruch
1   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Geburtshilfe und Pränatale Diagnostik, Bonn, Deutschland
,
Annegret Geipel
1   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Geburtshilfe und Pränatale Diagnostik, Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung und Fragestellung Urinome sind abgekapselte Urinansammlungen in der perirenalen Faszie. Hauptursache sind vor allem Harnwegsobstruktionen, etwa durch LUTO (lower urinary tract obstruction, Verengungen der unteren ableitenden Harnwege) oder Ureterabgangs- bzw. Uretermündungsstenosen (UPJO, ureteropelvic junction obstruction bzw. UVJO, ureterovesical junction obstruction). Die Bedeutung pränataler Urinome wird teilweise noch kontrovers diskutiert.

Studienziel war die Auswertung aller pränatal diagnostizierten Urinome über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren.

Material und Methodik Retrospektive Beobachtungsstudie, durchgeführt an einem Level-1 Perinatalzentrum im Zeitraum Januar 2002 bis Juni 2022. Sämtliche pränatal diagnostizierten Urinome wurden ausgewertet und anhand ihrer zugrundeliegenden Ursache (LUTO vs. UPJO/UVJO) miteinander verglichen. Schwangerschaftsverlauf, Komplikationen sowie das Outcome betroffener Kinder wurden mit der bereits bestehenden Literatur verglichen.

Ergebnisse Insgesamt wurden 87 Fälle inkludiert. In 56,3% war die zugrundeliegende Ursache eine LUTO und in 43,7% eine UPJO/UVJO. Komplikationen waren vor allem das Aufteten eines Oligo- oder Anhydramnions, eine fetale Thoraxhypoplasie sowie begleitende Nierenfehlbildungen. 61 Kinder (70,1%) wurden lebend geboren. Postnatal zeigten 78,6% der überlebenden Kinder einen Funktionsverlust der vom Urinom betroffenen Niere, signifikant häufiger bei UPJO/UVJO als bei LUTO (86,2% vs. 70,2%, p<0,05). 11 Patienten (19,6%, n=11/56) zeigten ein terminales Nierenversagen im Verlauf.

Zusammenfassung Pränatale Urinome gehen oft mit einem postnatalen Funktionsverlust der betroffenen Niere einher, vor allem in Fällen, die durch eine UPJO/UVJO verursacht wurden. Überlebende mit Urinom und UPJO/UVJO haben allgemeine eine gute Prognose, wenn die kontralaterale Niere normal ist. Bei Überlebenden mit LUTO und Urinom ist ein Abschätzen der Langzeitprognose schwieriger und sowohl von der postnatalen Nieren- als auch Lungenfunktion abhängig.



Publication History

Article published online:
29 August 2023

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