Z Gastroenterol 2023; 61(08): e456
DOI: 10.1055/s-0043-1771822
Abstracts | DGVS/DGAV
Kurzvorträge
Virushepatitis
Freitag, 15. September 2023, 16:25–17:53, Saal C2.1

Krankheitslast bei anti-HDV Antikörper positiven Patienten – Eine retrospektive Analyse aus zwei Leberzentren der Rhein-Main Region (HD2 Kohorte)

K. Sprinzl
1   Universitätsklinikum der Goethe Universität Frankfurt, ZIM 1, Frankfurt, Deutschland
,
M. Sprinzl
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
S. Zeuzem
1   Universitätsklinikum der Goethe Universität Frankfurt, ZIM 1, Frankfurt, Deutschland
,
P. R. Galle
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung In einer retrospektiven Datenanalyse betrachteten wir Patientencharakteristika und Krankheitsaktivität im Kollektiv anti-HDV Antikörper positiver Patienten zweier universitärer Leberambulanzen der Metropolregion Rhein-Main.

Ziele Nähere Charakterisierung der Kohorte anti-HDV positiver Patienten in der Rhein-Main Region und Anteil der Patienten mit chronischer Hepatitis D

Methoden: Es erfolgte eine Abfrage aller anti-HDV Antikörper positiven Patienten, die zwischen 01.01.2016 und 31.12.2021 einer der beiden teilnehmenden Leberambulanzen (Klinikum der Goethe Universität Frankfurt; Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität) vorstellig waren. Demographische Informationen, virologische Parameter, Transaminasen, das Vorliegen einer Zirrhose und Vortherapien der Hepatitis D wurden erfasst ebenso die “Lost-of-Follow-up”-Rate.

Ergebnisse: Insgesamt wurden n=136 anti-HDV positive Patienten identifiziert. 60.3% waren männlich (n=82/136), das mediane Alter betrug 51 Jahre (Range 24-78 Jahre). Der mediane ALT-Wert lag bei 45 U/l (Range 13-543 U/l) und eine Hepatitis (mit ALT>1.5 ULN) bestand bei 27.9% (n=38/136). Eine Leberzirrhose lag in 37.7% (n=49/130) der Fälle vor. Bei 10 von 136 Patienten gab es keine HDV RNA Testung.

Anti-HDV positive Patienten zeigten in dieser Kohorte in 54.8% (n=69/126) eine replizierende HDV Infektion (rHD, definiert durch positive HDV-RNA>50 U/l), hiervon waren 60.9% (n=42/69) männlich und das mediane Alter betrug 51 Jahre (Range 26-78 Jahre). rHD Patienten wiesen einen medianen ALT-Wert von 60 U/l (Range 20-543 U/l) auf und bei 40.6% (n=28/69) lag eine chronische Hepatitis D (cHD, definiert durch positive HDV-PCR und ALT>1.5 ULN) vor. Eine Leberzirrhose wiesen 53.6% (n=37/69) der Patienten mit rHD auf.

In der Frankfurter Kohorte zeigten 32% der Patienten (31/97) einen “Lost-of-Follow-up”, hiervon waren 51.6% (16/31) HDV replizierend (rHD) und somit Patienten mit einer potentiellen Therapieindikation.

Schlussfolgerung Die hohe Rate an rHD (54.8%) und das Vorliegen einer Leberzirrhose bei 53.6% der Patienten mit rHD in unserer Kohorte anti-HDV positiver Patienten unterstreicht die Morbidität der chronischen Hepatitis D. Ein relevanter Anteil der Patienten nimmt empfohlene Verlaufstermine nicht wahr und ist somit einer medizinischen Maßnahme nicht zugänglich.



Publication History

Article published online:
28 August 2023

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