Rofo 2023; 195(S 01): S49
DOI: 10.1055/s-0043-1763076
Abstracts
Vortrag (Wissenschaft)
Mammadiagnostik

Unabhängige Doppelbefundung im Screening mit Digitaler Brust-Tomosynthese: Weiterhin erforderlich?

S Weigel
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik f. Diagnostische Radiologie, Münster
,
L Kerschke
2   Institut für Biometrie und Klinische Forschung, Westfälische Wilhelms-Universität und Universitätsklinikums Münster, Münster
,
H W Hense
3   Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Westfälische Wilhelms-Universität und Universitätsklinikum Münster, Münster
,
W Heindel
4   Klinik für Radiologie und Referenzzentrum Mammographie Münster, Westfälische Wilhelms-Universität und Universitätsklinikum Münster, Münster
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Die Europäischen Leitlinien sehen eine unabhängige Doppelbefundung in Mammographie-Screening-Programmen vor. Detektiert mindestens ein Befunder eine suspekte Auffälligkeit, folgt die Konsensuskonferenz und eine Abklärungsdiagnostik kann indiziert werden. Die randomisiert-kontrollierte Studie TOSYMA zeigte eine signifikante Überlegenheit der Digitalen Brust-Tomosynthese mit Synthetischer Mammographie (DBT+SM) gegenüber der Digitalen Mammographie (DM) in der Detektion invasiver Mammakarzinome. Ziel dieser Subanalyse ist ein Vergleich des Anteils nur einfach richtig-positiver Befunde in der unabhängigen Doppelbefundung in den beiden TOSYMA-Studienarmen.

Material und Methoden Frauen aus 17 Screening-Einheiten wurden im Verhältnis 1:1 auf den Testarm (DBT+SM, n=49.762) und den Kontrollarm (DM, n=49.796) randomisiert. Analysiert wurden die Dokumentationen aller Screening-detektierten Mammakarzinome von 83 erfahrenen Befundern.

Ergebnisse Im DBT+SM-Arm wurden n=416, im DM-Arm n=306 Frauen mit Brustkrebs (invasives Karzinom oder duktales Carcinoma in situ) detektiert. Davon wurden 304 (73,1%) bzw. 238 Fälle (77,8%) durch beide Befunder entdeckt. Eine richtig-positive kombiniert mit einer falsch-negativen Befundung traten bei 112 Fällen (26,9%) mit DBT+SM und bei 68 Fällen (22,2%) mit DM auf. Unter letzteren dominierten in beiden Armen invasive Mammakarzinome [DBT+SM (85 von 112=75,9%); DM 46 von 68=67,6%)], die Kategorie pT1 [DBT+SM n=76 (67,9%) vs. DM n=38 (55,9%)] und das Mammakarzinom nicht spezieller Typ [DBT+SM n=56 (50,0%) vs. DM n=31 (45,6%)].

Schlussfolgerungen Wie im digitalen Mammographie-Screening findet sich auch im DBT+SM-Screening ein relevanter Anteil von Mammakarzinomen, der nur durch einen der beiden Befunder richtig-positiv detektiert wird, vor allem bei Tumoren bis 20 mm Durchmesser. Eine unabhängige Doppelbefundung bleibt deshalb auch im DBT+SM-Screening obligat.



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Article published online:
13 April 2023

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