Diabetologie und Stoffwechsel 2022; 17(S 01): S12
DOI: 10.1055/s-0042-1746245
Abstracts | DDG
01. Freie Vorträge

Nebenwirkungen einer Formuladiät auf das rote Blutbild – Daten aus zwei Interventionsstudien

Stefan Kabisch
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Berlin, Germany
,
Sophie Leonore Jahn
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Berlin, Germany
,
Ulrike Dambeck
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
,
Caroline Honsek
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
,
Christiana Gerbracht
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
,
Margrit Kemper
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
,
Anna Sachno
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Berlin, Germany
,
Martin O. Osterhoff
2   Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Klinische Ernährung, Nuthetal, Germany
,
Andreas F.H. Pfeiffer
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Berlin, Germany
,
Joachim Spranger
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Berlin, Germany
› Author Affiliations
 

Hintergrund Prävention und Therapie des Typ-2-Diabetes fußen auf Lebensstilinterventionen. Neben klassischen fett- oder kohlenhydratarmen Diätkonzepten sind Formuladiäten durch schnelle, starke Gewichtsreduktion wirksam – auch zur Diabetesremission. Das Nebenwirkungsspektrum ist allerdings bislang unzureichend beschrieben. Methodik: 269 Probanden mit high-risk-Prädiabetes und 177 Probanden mit manifestem Diabetes nahmen an unseren Studien „Diabetes-Nutritions-Algorithmen bei Prädiabetes / Diabetes“ (DiNA-P/DiNA-D) teil. Diese starteten mit einer 3wöchigen 1:1-randomisierten hypokalorischen Diätphase (1200-1500 kcal/d), die low-carb (<40 g/d) oder low-fat (<30 kcal%) definiert war. DiNA-P nutzte für beide Diäten konventionelle Lebensmittel, in DiNA-D wurde „low-fat“ mittels Formuladiät (MODIFAST/Vitalkost Nr. 1) umgesetzt. Die klinische Testung umfasste neben dem metabolischen Assessment die Analyse von Blutbild und Eisenhaushalt als Sicherheitsoutcomes. Resultate: In DiNA-P zeigten beide Diätgruppen nach 3 Wochen signifikante, aber klinisch vermutlich irrelevante Reduktionen von Hämoglobin, Hämatokrit, MCV und Eisen; der Effekt für Eisen war für low-carb signifikant stärker. MCH und Ferritin sanken nur unter low-fat. Die Erythrozytenzahl blieb ohne signifikante Änderung. Kein Patient erfüllte die Kriterien einer Anämie. In DiNA-D führten beide Diäten nach 3 Wochen zur Absenkung von Erythrozytenzahl, Hämatokrit, Eisen und Transferrinsättigung; unter low-fat sanken zusätzlich Hämoglobinspiegel und RDW-CV, unter low-carb zusätzlich das Ferritin. Die Low-fat-Formula-Diät wirkte signifikant stärker auf Erythrozytenzahl, Hämatokrit, Hämoglobin und RDW-CV. Diskussion: Wir beschreiben erstmals eine quantitative Störung von Parametern der Erythropoese und des Eisenstoffwechsels als Nebenwirkung einer hypokalorischen Formula-Diät. Dies könnte bei längerer Anwendung – in Studien bis zu 3 Monate – zur Anämie führen. Rheologisch erwünschte Hämodilution und eventuelle Verfälschung des HbA1c-Wertes sind zusätzliche Aspekte. Weitere klinische Testreihen sind wünschenswert.



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Article published online:
26 May 2022

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