Gesundheitswesen 2022; 84(04): 390-391
DOI: 10.1055/s-0042-1745546
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Infektionsschutz
Vorträge

Surveillance während einer Pandemie: SARS-CoV-2 Fall- und Kontaktpersonennachverfolgung mit grenzüberschreitendem Bezug in Deutschland, 2020

Ida Sperle
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Raskit Lachmann
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Uwe Koppe
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Nadine Litzba
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Robert Vonderwolke
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Nadine Püschel
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Jonathan Baum
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Luam Ghebreghiorghis
2   Robert-Koch-Institut, ZIG4: Public-Health-Laborunterstützung, Berlin, Germany
,
Gyde Steffen
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Ute Rexroth
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Maria an der Heiden
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Timm Schneider
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Inessa Markus
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
› Author Affiliations
 

Einleitung Informationen zu SARS-CoV-2 Fällen und Kontaktpersonen (KP) mit grenzüberschreitendem Bezug wurden bislang nicht systematisch gesammelt und ausgewertet. Daher haben wir die Vorgänge der grenzüberschreitenden Fall- und Kontaktpersonennachverfolgung, die durch das Lagezentrum des Robert Koch-Institut (RKI) bearbeitetet wurden, systematisch ausgewertet. Das Ziel war, zu untersuchen, ob die systematische Analyse dieser Daten einen zusätzlichen Mehrwert zur aktuellen SARS-CoV-2 Surveillance darstellen kann.

Methoden Alle übermittelten Daten zu Fall- und Kontaktpersonennachverfolgung mit grenzüberschreitendem Bezug wurden unter einer individuellen Kennnummer in einer Excelliste dokumentiert. Daten für den Zeitraum 06.04-27.10.2020 wurden hinsichtlich der erfassten Informationen zu Fällen und KP (inkl. Datum und Setting der Exposition wie Expositionsland, Kommunikationsweg, Datum für positiven Test) extrahiert und deskriptiv analysiert.

Ergebnisse Insgesamt wurden 4359 Vorgänge erfasst. Deutschland initiierte die Kommunikation 2897 Mal und andere Länder 1462 Mal. Am häufigsten kamen die Informationen aus Österreich (N=656) und der Schweiz (N=212). Im Rahmen von 2791 Vorgängen wurden 11 165 KP übermittelt, wobei bei 51,1% mindestes zwei KP übermittelt wurden (Median: 3, Interquartilsabstand IQA: 2-5). In 1692 Vorgängen wurden Informationen zu 2502 COVID-19 Fällen (laborbestätigt) übermittelt, wobei bei 18,7% (n=316) mindestens zwei Fälle übermittelt wurden (Median: 2, IQA: 2-3).

Der mögliche Expositionskontext war für 1779 Vorgänge bekannt, am häufigsten wurden „private Zusammenkünfte“ (33,6%) und „Flüge“ (33,2%) genannt. Die häufigsten Expositionsländer im Ausland waren Österreich (N=451), Kosovo (N=179) und die Schweiz (N=130). Die zeitliche Verzögerung zwischen Expositionsdatum und Berichtsdatum für KP an das RKI waren 6 Tage (Median, IQA: 4-8), und für Fälle 3 Tage (Median, IQA: 2-4) zwischen Labornachweis und Bericht an das RKI.

Schlussfolgerungen Die systematische Betrachtung von Informationen zu Fällen und KP mit grenzüberschreitendem Bezug können die Routinesurveillance v.a. hinsichtlich der häufigsten Expositionskontexte und -länder ergänzen. Darüber hinaus bietet die Beschreibung der Zeiträume im Nachverfolgungsprozess die Möglichkeit, Verzögerungen zu beschreiben und bei Bedarf entsprechend zu adressieren. Diese Informationen können zu einem umfassenderen Bild des pandemischen Geschehens und der Wirksamkeit entsprechender Maßnahmen beitragen.

Interessenskonflikte Es bestehe keine Interessenkonflikte.



Publication History

Article published online:
26 April 2022

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