Pneumologie 2021; 75(S 01): S39
DOI: 10.1055/s-0041-1723336
Latebreaking Abstracts 2021

Atmungsentlastung statt Lungenprotektion bei COVID-19

G Laier-Groeneveld
Universitätsmedizin Göttingen; Kardiologie und Pneumologie
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Trotz hoher Mortalitätsraten von 53% aus dem Intensivregister und bis 88% in Studien wird bei der neuen Erkrankung COVID-19 eine lungenprotektive Beatmung empfohlen, hergeleitet aus früheren pathophysiologischen Konzepten. Zweifel mehren sich. So wird die Hypoxämie nicht mehr als geeigneter Parameter für die Beatmung angesehen. Eine andere Beatmung wird anhand unterschiedlicher Typen und anderer Pathophysiologie postuliert.

Wir haben den Übergang von einer entlastenden Beatmung in eine lungenprotektive und umgekehrt von einer protektiven in eine entlastende untersucht.

Methode: 3 Patienten (A) wurden im Anschluss an eine atmungsentlastende nichtinvasive Beatmung intubiert. 3 Patienten (B) haben wir von einer lungenprotektiven invasiven Beatmung auf eine entastende umgestellt.

Ergebnisse: Vor Intubation (A) und nach Umstellung (B) hatten die Patienten ein vt von 0.8 ± 0,2 l, eine f = 20 ± 2, ein pCO2 von 36 ± 4 ein pO2 von 56 ± 12 mmHg bei einer FiO2 > 80%. Sie waren weitestgehend passiv beatmet ohne Eigenatmung mit einem PEEP von ≤ 4 mbar, einem Druck von 32 ± 4 mbar und einer Inspirationszeit von 1,3 ± 0,1 s. Mit Intubation und Sedation (A) kam es zu einem Abfall des Blutdrucks und der Gabe von Katecholaminen, einem Abfall des pH, Anstieg des pCO2, Anstieg von CRP und Kreatinin. Sie verstarben mit schwerer Hypotonie, ohne Fieber, ohne Erregernachweis, ohne Organinfektion und tief sediert.

Nach Transfer (B), wurden die Sedativa und Katecholamine reduziert oder abgesetzt, CRP war rückläufig, die Ausscheidung nahm zu. Die Patienten wurden extubiert oder an die Maskenbeatmung mit gleicher Einstellung transferiert.

Folgerungen: Mit Sedation, Beatmung mit niedrigen Volumen und hohem PEEP kommt es zum Blutdruckabfall, Entgleisung des Säurebasenstatus und Organversagen. Dies kann durch eine Beatmung mit hohem Volumen, niedrigem PEEP und wenig Narkotika rückgängig gemacht werden.

Fazit: Tiefe Sedation ohne Entlastung der Atmungspumpe kann mitursächlich sein für einen ungünstigen Verlauf.



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Article published online:
30 April 2021

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