Z Gastroenterol 2019; 57(09): e288
DOI: 10.1055/s-0039-1695371
Leber und Galle
Entzündung und Infektionen: Freitag, 04. Oktober 2019, 12:40 – 13:52, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Differenzierte empirische Therapie der akuten Cholangitis unter Berücksichtigung von Erregerspektrum, lokaler Resistenzlage und individueller Patientenfaktoren

S Güse-Jaschuk
1   Charite-Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Med. Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Berlin, Deutschland
,
T Kruis
2   Labor Berlin, Mikrobiologie und Hygiene, Berlin, Deutschland
,
T Adam
2   Labor Berlin, Mikrobiologie und Hygiene, Berlin, Deutschland
,
B Siegmund
1   Charite-Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Med. Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Berlin, Deutschland
,
HJ Epple
1   Charite-Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Med. Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Nach aktuellen Leitlinen orientiert sich die Auswahl der empirischen Antibiotikatherapie bei akuter Cholangitis an Erregerspektrum und lokaler Resistenzlage. Gleichzeitig sollte der unnötige Einsatz von Breitbandantibiotika wie Carbapenemen vermieden werden.

Ziele:

Optimierung der empirischen Antibiotikatherapie in einer Institution mit hoher Prävalenz resistenter Keime mittels Analyse mikrobiologischer und patientenbezogener Daten.

Methodik:

Bei 348 konsekutiven Patienten mit akuter Cholangitis wurden 423 positive Gallekulturen und 197 korrespondierende Blutkulturen hinsichtlich Erreger und Resistenzen analysiert. Patientenbezogene Daten wurden aus den Krankenakten extrahiert. Unterschiede zwischen definierten Patientengruppen wurden mit Chi-2-Test und multivariater binärer logistischer Regression untersucht.

Ergebnis:

In Gallekulturen wurden Enterobacteriaceae und Enterokokken in gleicher Häufigkeit (ca. 30% aller Isolate) nachgewiesen. Dagegen stellten in Blutkulturen Enterobacteriaceae eindeutig die Mehrheit der Isolate (56,4% gegenüber 20,5% Enterokokken). Die Resistenzraten der aus Galle oder Blut isolierten Enterobacteriaceae lagen bei Fluorchinolonen, Cephalosporinen und Acylureidopenicillinen über 20%, nicht aber bei Carbapenemen (Resistenzrate < 2%). Durch die jeweils eingesetzte Antibiose wurde eine vollständige Abdeckung der Galle- und Blutkulturisolate nur in 50,5% bzw. 68,6% der Patienten erreicht. Mittels multivariater Analyse wurden Prädiktoren für Pathogentyp, Vorliegen von Resistenzen und Abdeckung der zu erwartenden Keime identifiziert.

Schlussfolgerung:

Bei nicht-selektierten Patienten mit akuter Cholangitis in einem großen tertiären Referenzzentrum scheinen nur Carbapeneme eine ausreichend hohe Erregerabdeckung zu erreichen. Durch kombinierte Analyse von mikrobiellen und Patientendaten können aber Subgruppen für eine carbapenemfreie Therapie definiert werden. Für Patienten ohne vorbestehende Gallenwegsdrainage mit nicht-nosokomialer Cholangitis ist Piperacillin/Tazobactam eine hoch-effektive Option.