Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 780
DOI: 10.1055/s-0038-1667637
Beiträge am Mittwoch, 12.09.2018
Postervorträge
Prävention in der medizinischen und pflegerischen Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interventionsmethoden in der Bewegungsförderung bei KrebspatientInnen nach der Akutbehandlung: Systematisches Review und Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien

E Finne
1   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland
,
M Glausch
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus/TU Dresden, Universitäts KrebsCentrum (UCC), Dresden, Deutschland
,
AK Exner
1   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland
,
O Sauzet
1   Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Deutschland
3   Universität Bielefeld, Zentrum für Statistik (ZeSt), Bielefeld, Deutschland
,
F Stoelzel
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus/TU Dresden, Universitäts KrebsCentrum (UCC), Dresden, Deutschland
,
N Seidel
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus/TU Dresden, Universitäts KrebsCentrum (UCC), Dresden, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Regelmäßige körperliche Aktivität hat für KrebspatientInnen während und nach der Behandlung zahlreiche positive Effekte. Dennoch ist ein Großteil der Betroffenen nicht ausreichend körperlich aktiv. Es liegen inzwischen diverse Programme zur Bewegungsförderung für die Zielgruppe vor. Analysiert wurde, welche Techniken der Verhaltensänderung (BCTs) in solchen Programmen mit einem besserem Erfolg hinsichtlich eines Anstiegs des Bewegungsausmaßes assoziiert sind.

Methoden:

Über eine systematische Datenbankrecherche wurden RCTs zu Bewegungsprogrammen für die Zielgruppe gesucht und hinsichtlich der erreichten Effekte auf die Bewegung und der verwendeten Techniken anhand der Behavior Change Technique Taxonomy (BCTTv1) analysiert. Zunächst wurden in einer random-effects Metaanalyse gepoolter Gesamteffekt und Heterogenität ermittelt. In anschließenden Meta-Regressionsmodellen wurden die einzelnen BCTs und weitere Merkmale als Erfolgsprädiktoren untersucht.

Ergebnisse:

Es wurden 30 RCTs identifiziert, aus denen 45 Effektgrößen zu objektiven und subjektiven Bewegungsmaßen in die Auswertung eingingen. Insgesamt zeigte sich ein positiver Effekt (SMD = 0,28, 95%-CI: 0,18 – 0,37) und deutliche Heterogenität (I2= 54,3%). Von insgesamt 27 in mehreren Interventionen eingesetzten BCTs waren 5 mit höheren und 3 mit geringeren Effekten assoziiert (p < 0,05). Besonders häufig verwendete BCTs, Anzahl verwendeter BCTs oder Interventionsdauer zeigten dagegen keine Effekte.

Schlussfolgerungen:

Es bestehen Zusammenhänge zwischen bestimmten Interventionstechniken und dem Erfolg der Bewegungsförderung bei KrebspatientInnen. Besonders erfolgreiche Techniken (z.B. Hinweisreize, abgestufte Ziele) sind kongruent mit der (sozialen) Lerntheorie und unterscheiden sich von bei anderen Zielgruppen effektiven BCTs. Ein Großteil der Heterogenität der Effekte blieb dabei aber unerklärt. Weitere Primärstudien sollten gezielt die häufig verwendeten sowie erfolgreichen Techniken untersuchen.