Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV002
DOI: 10.1055/s-0036-1593239

Synzytiotrophoblastäre extrazelluläre Vesikel aus gesunden und präeklamptischen Plazenten induzieren Monozyten- und Granulozytenaktivierung

C Göhner 1, 2, J Fledderus 2, 3, JS Fitzgerald 1, 4, M Weber 1, E Schleußner 1, UR Markert 1, SS Scherjon 2, T Plösch 2, MM Faas 2, 3
  • 1Universitätsfrauenklinik Jena, Abteilung Geburtshilfe, Placenta-Labor, Jena, Deutschland
  • 2University of Groningen, University Medical Center Groningen, Department of Obstetrics and Gynecology, Groningen, Niederlande
  • 3University of Groningen, University Medical Center Groningen, Immunoendocrinology, Division of Medical Biology, Department of Pathology and Medical Biology, Groningen, Niederlande
  • 4Praxisklinik am Anger, Kinderwunschzentrum (Fertility center), Erfurt, Deutschland

Zielsetzung: Der weibliche Organismus befindet sich während der Schwangerschaft in einem systemischen Entzündungsstatus. Dieser ist durch die Zunahme und verstärkte Aktivierung von Monozyten und Granulozyten sowie die Reifung CD16- klassischer Monozyten zu CD16+ intermediärer Monozyten gekennzeichnet. Während der Präeklampsie sind diese Entzündungseffekte verstärkt und die Monozytenreifung bis zu den CD16++ nicht-klassischen Monozyten ausgeweitet. Die Plazenta bildet während der gesamten Schwangerschaft synzytiotrophoblastäre extrazelluläre Vesikel (STBEV), welche potenziell auch in der Pathophysiologie der Präeklampsie involviert sind. STBEV werden für Gewöhnlich in zwei Hauptgruppen unterteilt – Mikrovesikel und Exosomen. Generell werden Mikrovesikel als eher aktivierend angesehen, während Exosomen als eher Toleranz-induzierend gelten. Ihre tatsächlichen Effekte sind jedoch nur unzureichend charakterisiert. Ziel der vorliegenden Studie war eine vergleichende Untersuchung der Effekte von Mikrovesikel und Exosomen aus normalen und präeklamptischen Plazenten auf Monozyten und Granulozyten.

Materialien/Methoden: Mikrovesikeln und Exosomen wurden nach ex vivo Perfusion gesunder und präeklamptischer Plazenten aus den Perfusaten isoliert. Anschließend wurden Vollblutproben gesunder Nulligravida 24h mit Mikrovesikeln oder Exosomen stimuliert und Monozyten und Granulozyten durchflusszytometrisch analysiert.

Ergebnisse: Mikrovesikel sowie Exosomen aus normalen und präeklamptischen Plazenten induzierten die Aktivierung von Monozyten und Granulozyten sowie die Monozytenreifung zu CD16+ intermediären Monozyten. Die exosomalen Effekte waren signifikant stärker als die der Mikrovesikel. Vesikel aus präeklamptischen Plazenten induzierten keine stärkeren Entzündungseffekte als Vesikel aus normalen Plazenten.

Zusammenfassung: Mikropartikel und Exosomen sind durch Monozyten-/Granulozytenaktivierung potenziell an den leichten Entzündungsprozessen während der gesunden Schwangerschaft beteiligt. Sie scheinen jedoch nicht die verstärkten Entzündungsprozesse der Präeklampsie auszulösen. Andere Faktoren könnten an der Entstehung präeklamptischer Symptome beteiligt sein.