Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A58
DOI: 10.1055/s-0036-1587660

Outcome einer multimodalen Komplexbehandlung des Bewegungssystems – Ergebnisse der ANOA-Studie

W Seidel 1
  • 1Klinik für Manuelle Medizin – Nichtoperative Orthopädie und Schmerzmedizin, Sana Kliniken Sommerfeld, Kremmen

Chronische Rückenschmerzen sind multifaktoriell bedingt. Die ANOA hat fußend auf der Befundkonstellation von strukturellen, psychischen, sozialen und somatischen funktionellen Ursachen und deren differenzierte Wertung für das aktuelle Krankheitsbild komplexe Therapieprogramme (Subgruppen) erarbeitet und in der Klinik erprobt. Fragestellung der Studie: Ist eine stationäre interdisziplinäre multimodale nichtoperative Komplexbehandlung bei chronischen Rückenschmerzen für eine Subgruppe wirksam? In der prospektiven Kohortenstudie (Multizenterstudie 8 Kliniken ANOA und Universität Jena) wurde ein funktionsorientiertes Diagnose- und Behandlungskonzept an 249 Patienten (42,6% Männer, 57,4% Frauen) mit multifaktoriell bedingten vertebragenen Schmerzsyndromen angewendet. Im Rahmen der multimodalen interdisziplinären Diagnostik wurden Patienten auf der Grundlage von komplexen Funktionsstörungen des Bewegungssystems für den funktionsorientierten multimodalen Behandlungspfad selektiert. Untersucht wurden Parameter für Schmerzwahrnehmung und Beeinträchtigungserleben. Die Datenerfassung erfolgte während eines durchschnittlich 16 tägigen Krankenhausaufenthaltes (T1 bei Aufnahme, T2 am Ende der Intervention) sowie 6 (T3) und 12 (T4) Monate nach der Behandlung. Sowohl im Verlauf der Behandlung als auch bis zu einem Jahr danach konnten signifikante Schmerzlinderung und Verminderung des Beeinträchtigungserlebens belegt werden. Die Ergebnisse lassen auf die Effektivität der Diagnostik hinsichtlich einer Subgruppenbildung bei multifaktoriell bedingten Erkrankungen schließen. Hohe Effektstärken und anhaltende Besserung nach einem Jahr bestätigen die Treffsicherheit des Diagnostik- und Behandlungssettings sowie die klinische Relevanz und deren Nachhaltigkeit.