Gesundheitswesen 2015; 77 - A270
DOI: 10.1055/s-0035-1563226

Gestaltung der Kinderreha-Hilfsmittelversorgung: Anforderungen und Bedarfe. Ergebnisse der Kinderreha-Versorgungsstudie

F Röwekamp 1, B Babitsch 1, D Langner 2, D Günther 3, T Michael 4
  • 1Universität Osnabrück, Fachgebiet New Public Health
  • 2Techniker Krankenkasse, Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen
  • 3Techniker Krankenkasse, Fachreferat Hilfsmittel
  • 4Charité – Universitätsmedizin Berlin SPZ Neuropädiatrie/Entwicklungsneurologie/Neonatologie

Hintergrund: Die Kinderreha-Versorgungsstudie erhebt die Versorgungsrealität und Versorgungsqualität in der Hilfsmittelversorgung von Kindern und Jugendlichen. Ausgangpunkt waren Erfahrungen in der Hilfsmittelversorgung, die insbesondere Probleme in der Kooperation zwischen den an der Hilfsmittelversorgung beteiligten Berufsgruppen und Leistungserbringern, einer suboptimalen Bedarfserhebung sowie aus einer Fehlbehandlung resultierende Folgeprobleme zeigten. Methodik: Neben der Auswertung von Routinedaten der Techniker Krankenkasse (TK), erfolgte eine qualitative Experten- und Expertinnenbefragung. 65 leitfadengestützte Interviews wurden zwischen Juni 2013 und März 2014 mit Experten/-innen aus den Bereichen medizinische Versorgung (Ärzte/-innen, Physio-, Ergotherapie, Pflege), Kostenträger (privat, gesetzl.), Leistungserbringer (Hersteller, Händler), Schulen und Kindergärten, Eltern sowie weitere Akteure geführt. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden TK-versicherte Eltern (N = 784) mit einem quantitativen Fragebogen befragt. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, wie komplex die Hilfsmittelversorgung in Deutschland ist und wie viele Akteure an der Hilfsmittelversorgung beteiligt sind bzw. sein sollten. Ein Großteil der befragten Eltern war mit der letzten Hilfsmittelversorgung ihres Kindes „sehr zufrieden“ (36,1%) bzw. „zufrieden“ (51,7%). Obgleich das Niveau der in Deutschland eingesetzten Hilfsmittel von den Experten/-innen als hoch bzw. sehr hoch eingeschätzt wird, differiert die Benotung der Qualität der Versorgung erheblich und weist auch deutlich negative Bewertungen auf. Eltern und Experten/-innen stimmen darin überein, dass Eltern als „Manager“ des Versorgungsprozesses eine zentrale Rolle zukommt und es gleichzeitig bei Eltern durch die Versorgungskomplexität und die Vielzahl der Beteiligten zu Verunsicherungen und Abstimmungsprobleme kommt. Partizipative und kooperative Ansätze in der Versorgung erhalten durch die Inklusion eine zunehmende Bedeutung. Diskussion: Im Rahmen der Hilfsmittelversorgung von Kindern wird den Eltern ein hohes Maß an Kompetenz abverlangt, um ihre Bedürfnisse und die Bedürfnisse des Kindes adäquat in die Versorgung einzubringen, insbesondere dann, wenn es zu Ablehnung und Widerspruchsverfahren kommt. Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Versorgungsprozesses sowie Erfahrung der Familien mit Hilfsmittelversorgung sind deshalb wichtige Kriterien für eine hohe Zufriedenheit der beteiligten Akteure und insbesondere der Eltern.