Z Gastroenterol 2015; 53 - KG297
DOI: 10.1055/s-0035-1559323

Risiko von Kolonadenomen in Abhängigkeit von Form und Lage – Ergebnisse aus dem deutschen Vorsorge-Register

K Zimmermann-Fraedrich 1, L Altenhofen 2, H Brenner 3, W Schmiegel 4, K Wegscheider 5, T Rösch 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
  • 2Zentralinstitut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Berlin, Deutschland
  • 3Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung für Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • 4Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Medizinische Universitätsklinik I – Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Statistik und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland

Hintergrund: Kolorektale Adenome sind als mögliche Vorläufer des kolorektalen Karzinoms Hauptziel der Vorsorge-Koloskopie. Die flachen Formen der Adenome und eine Lage im proximalen Kolon sind oft mit erhöhtem Karzinomrisiko in Verbindung gebracht worden. Diese Hypothesen werden anhand des deutschen Vorsorgekoloskopie-Registers an einer sehr großen Zahl von Adenombefunden überprüft. Surrogat-Parameter des Karzinomrisikos war die Rate an hochgradigen intraepithelialen Neoplasien (HGIN).

Patienten und Methodik: Retrospektive Analyse der Daten des Nationalen Vorsorge-Registers des ZI von 2003 – 2012 mit Daten von mehr als 974.000 Adenomen, die bei mehr als 4,3 Mio. Früherkennungs-Koloskopien entdeckt wurden. Die Odds-Ratio (OR) für HGIN in Adenomen wurde in einer multivariaten Analyse unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht der Patienten sowie der Polypenmorphologie- bezogenen Faktoren ermittelt. Zusätzliche Plausibilisierungen wurden unter gleichen Modellspezifikationen für Polypenkarzinome vorgenommen.

Ergebnisse: 28.446 Adenome wiesen eine Histologie mit HGIN auf, 6.329 waren Polypen-Karzinome. Der relevanteste Risikofaktor für HGIN war die Adenomgröße (OR 7,8 ≥1 cm vs. < 1 cm), gefolgt von Patientenalter (OR 1,21 und 1,39 für die Altersgruppen 65 – 74 und 75 – 84 vs. 55 – 64 Jahre) und Geschlecht (OR Männer vs. Frauen 1,09). Eine distale Adenomlokalisation (OR 1,50 vs. proximal) war mit einem höheren Risiko für einen HGIN-Befund assoziiert. In Bezug auf die Polypenform zeigten gestielte Adenome bis 1 cm im bivariaten Vergleich ein höheres HGIN-Risiko als flache/sessile. In der multivariaten Analyse waren keine signifikanten Risikoerhöhungen gegenüber flachen Adenomen festzustellen. Vergleichbare Risikoerhöhungen zeigten sich im statistischen Modell für die genannten Faktoren im Hinblick auf maligne Polypen.

Schlussfolgerungen: In dieser sehr großen Screening-Datenbank waren distale Adenomlokalisation und gestielte Polypenform (bei kleineren Polypen) mit einem höheren Neoplasierisiko verbunden. Maßgebliche weitere Risikofaktoren sind Polypengröße und Alter der Patienten. Nur wenn sie häufiger übersehen würden, können flache Polypenformen und proximale Lage die höheren Raten von rechtsseitigen Intervallkarzinomen erklären.