Ultraschall Med 2015; 36 - A346
DOI: 10.1055/s-0035-1558796

Diarrhoe seit einer Woche – „Routinesonografie“ sinnvoll?

M Höller 1, C Weitzer 1, H Lackner 2, G Singer 3, H Till 3, M Riccabona 4
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz, Pädiatrische Sonografie
  • 2Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz, Pädiatrische Hämatoonkologie
  • 3Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz
  • 4Universitätsklinik für Radiologie Graz, Department für Kinderradiologie

Einleitung: Ein 16-jähriger männlicher Jugendlicher mit Diarrhoe seit einer Woche wird ambulant vorgestellt. In der klinischen Untersuchung ist das Abdomen im Niveau, die Bauchdecke weich, es besteht kein Druckschmerz, die Darmgeräusche sind normal, und man tastet eine Stuhlwalze im linken Unterbauch. Im Labor zeigen sich erhöhte Entzündungsparameter. Der Patient wird zur weiteren Abklärung zum abdominellen Ultraschall zugewiesen.

Sonografie: In der Sonografie zeigt sich im Unterbauch cranial der Harnblase eine etwa 12 × 10 × 10 cm große, nicht vaskularisierte, ovale Struktur mit langsam flottierendem homogenem Inhalt, erinnernd an einen Abszess. Im linken Unterbauch zeigt sich ein pseudotumorös wirkendes Darmkonvolut mit 2 inhomogenen darmähnlichen Strukturen, wobei die eine hyper- und die andere hypoperfundiert ist.

Eine genaue Organzuordnung und Entitätsdiagnostik ist weder in der Sonografie noch in der ergänzend angeschlossenen MRT möglich.

Nach interdisziplinärem Konsil wurde eine Unterbauchlaparatomie mit konsekutiver Appendektomie durchgeführt. Es entleerte sich 900 ml Eiter; weiters war eine Colonsegmentresektion notwendig. Die Histologie des Operationspräparates ergab eine Appendicitis mit Periappendicitis sowie ein Adenokarzinom des Colon descendens.

Conclusio: Bei unklaren abdominellen Beschwerden ist die Sonografie eine rasch verfügbare und nichtinvasive Methode, um pathologische Veränderungen zuverlässig darstellen zu können, auch wenn nicht immer eine sichere Entitätszuordnung möglich ist. Die wesentlich aufwendigere und teurere MRT zeigt in diesem Fall diagnostisch keine Vorteile.