Rofo 2015; 187 - WISS311_1
DOI: 10.1055/s-0035-1551197

Nehmen fortgeschrittene Brustkrebsstadien nach wiederholter Teilnahme am Mammografie-Screening-Programm einschließlich der Betrachtung des Screening-Intervalls ab?

S Weigel 1, W Heindel 1, O Heidinger 2, J Heidrich 2, S Berkemeyer 1, H Hense 3
  • 1Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie und Referenzzentrum Mammografie, Münster
  • 2Epidemiologisches Krebsregister NRW, Münster
  • 3Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Klinische Epidemiologie, Münster

Zielsetzung:

Anhand aggregierter Daten konnte erstmals seit Beginn des Folgerunden-Screenings die Auswirkung auf Änderungen von Diagnosehäufigkeiten fortgeschrittener Brustkrebsstadien für Teilnehmerinnen (TN) des digitalen Mammografie-Screening Programms analysiert werden. Es wurde geprüft, ob durch die Programmetablierung ein Tumorshift zu günstigeren Stadien unter den TN zu verzeichnen ist mit Berücksichtigung von Diagnosen aus dem Screening und dem zweijährigen Intervall.

Material und Methodik:

Eingeschlossen wurden an das Epidemiologische Krebsregister gemeldete Tumordiagnosen von 19.603 Erst- und 20.008 Folgeuntersuchungen der Jahre 2008 – 2010 einschließlich der Intervallkarzinommeldungen bis 2012 einer Einheit. Ermittelt wurden für die Erst- und die Folgeteilnahme die Detektionsraten (DR) der UICC-Stadien 0 (pTis), 1 (pT1, N0, M0) und der zusammengefassten Stadien 2, 3 und 4 (Stadium II+)/100 TN für den gesamten Zeitraum für Screening-detektierte Karzinome und Intervallkarzinome. Unterschiede der DR wurden mit dem z-Test getestet (Signifikanzniveau p < 0,05).

Ergebnisse:

Die gesamte DR lag für die Folgeteilnahme niedriger als für die Erstteilnahme [0,92% (184/20.008) vs. 1,20% (236/19.603), p < 0,05]. Die Differenzierung der Stadien zeigte, dass die DR fortgeschrittener Karzinome im Stadium II+ unter TN der Folgerunde signifikant niedriger war als bei TN der Erstrunde [0,33% (67/20.008) vs. 0,46% (91/19.603)], in der Subanalyse nur signifikant bei Frauen über 60 Jahren (p < 0,05). Keine signifikanten Unterschiede ergaben sich in der Betrachtung für das Stadium 0 [0,16% (32/20.008) vs. 0,23% (46/19.603)] und das Stadium 1 [0,42% (85/20.008) vs. 0,51% (99/19.603)].

Schlussfolgerungen:

Mit Zunahme von Folgeuntersuchungen ist für das Kollektiv der Teilnehmerinnen am Mammografie-Screening unter Berücksichtigung von Intervallkarzinomen eine Abnahme diagnostizierter fortgeschrittener Brustkrebsstadien zu verzeichnen, die besonders bei älteren Teilnehmerinnen ausgeprägt war. Evaluationen auf Bevölkerungsebene stehen aus.