Pneumologie 2015; 69 - A3
DOI: 10.1055/s-0034-1396572

Bronchiale Thermoplastie – Eigene Erfahrungen der Methodik, Patientenselektion und erste Ergebnisse

S Eisenmann 1, C Busch 1, S Schädlich 1, W Schütte 1
  • 1Martha-Maria-Krankenhaus Halle-Dölau

Einleitung:

Die bronchiale Thermoplastie ist die erste endoskopische Therapiemöglichkeit bei therapierefraktärem Asthma bronchiale. Mittels einer dezidierten Apparatur (ALAIR-System) erfolgt die bronchoskopisch durchzuführende Radiofrequenzablation, die hierbei erzeugte Wärmeenergie (ca 65 °C) induziert eine selektive Apoptose der Muscularis mucosae. Langfristige Effekte können die Reduktion der Exazerbationen, Verringerung der Exazerbationsschwere, Verlangsamung des pulmonalen Remodelings sein. Weitere positive molekulare Effekte der muskulären Hypotrophie werden diskutiert. (2) Insbesondere die AIR-2-Studie trug zur Etablierung der neuen Methode bei, hier konnte in doppelblinder Randomisierung eine deutliche Besserung der Lebensqualität und Reduktion der Notfallinterventionen und Hospitalisierungsrate bei den behandelten Patienten gezeigt werden. (3) Dieser Therapieeffekt persistiert auch nach 5 Jahren, ohne dass hierdurch strukturell erfassbare Änderungen sichtbar sind. (4) Der aktuelle Stellenwert der Therapie ist noch umstritten, insbesondere die Patientenselektion bedarf weiterer Studien. (1)

Methoden:

In unserer Klinik initialisierten wir die bronchiale Thermoplastie im März 2014. Geeignete Patienten werden nach Ausschöpfung der maximal möglichen medikamentösen Therapie unter periinterventioneller Kortikoidabschirmung in Narkosebronchoskopie behandelt, es erfolgt in 3 Therapiesitzungen die sequentielle Radiofrequenzablation aller erreichbaren bronchialen Abschnitte, der Mittellappen kann gemäß Studienprotokoll ausgespart werden. Auffällig ist im klinischen Alltag die erhöhte Krankheitsschwere und funktionelle Einschränkung der selektierten Patienten im Vergleich zu den Einschlusskriterien der Studien.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 13 Patienten evaluiert. Hiervon haben wir bisher bei 6 Patienten die Thermoplastie vollständig durchgeführt. Sämtliche bisher behandelten Patienten tolerierten die in 3 zu trennenden Narkosebronchoskopien notwendige Behandlung trotz der bestehenden pulmonalen Limitation gut. Häufigste beobachtbare Komplikation ist eine diskrete bronchiale Blutung, die selbstlimitierend ist. Erwartbare Exazerbationen können durch die Prophylaxe überwiegend suffizient abgeschirmt werden. Der Therapieerfolg wird mit etwas Latenz zur abschließenden Therapiesitzung erhoben, neben der Anamnese und Lungenfunktion evaluieren wir hierfür auch die Lebensqualität mit dem ausführlichen AQLQ, der auch in den publizierten Studien angewandt wurde. Eine Differenz von mindestens 0,5 Punkten gilt dabei als signifikanter Unterschied. Erste Patientenfeedbacks zeigen einen deutlichen Benefit an.

Diskussion:

Es zeigt sich, dass die bronchiale Thermoplastie methodisch unkompliziert in das klinische Setting eingeführt werden kann. Entscheidend ist die Sicherheit der Diagnose, das Ausschalten möglicherweise bis dato unerkannter oder ignorierter Risikofaktoren (behandelbarer Asthmatrigger) und das kreative Ausschöpfen der möglichen reversiblen therapeutischen Optionen vor Initiierung der endoskopischen, irreversiblen Therapie. Zukünftige und laufende Interventionsstudien mögen für die genauere Patientenselektion hilfreich sein, allerdings zeigen existierende Langzeitdaten der AIR-2-Studie, dass auch jetzt bereits unabhängig von der Genese des Asthmas diese Methode den schwerkranken Patienten nicht vorenthalten werden sollte.

Literatur:

[1] Chung et al, ERJ 2014

[2] Jansen, J Allergy 2012

[3] Castro et al., AJRCCM 2010

[4] Wechsler et al., J Allergy Clin Immunology 2014