Z Gastroenterol 2014; 52 - KC015
DOI: 10.1055/s-0034-1386317

Multiple kleine Seitgang-IPMN Indikatoren in der Bildgebung beim familiären Pankreaskarzinom – Indikator für vorhandene höhergradige PanIN-Läsionen im Pankreas?

C Schicker 1, K Heeger 1, E Matthei 1, G Kloeppel 2, I Esposito 2, JT Heverhagen 3, TM Gress 4, EP Slater 1, P Langer 5, DK Bartsch 1
  • 1Universitätsklinikum Marburg, Visceral-, Thorax-, und Gefäßchirurgie, Marburg, Germany
  • 2Technische Universität München, Institut für Pathologie, München, Germany
  • 3Universitätsklinikum Bern, Inselspital, Klinik für Radiologie, Bern, Switzerland
  • 4Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Germany
  • 5Klinikum Hanau GmbH, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hanau, Germany

Hintergrund: Screeningprogramme für das familiäre Pankreaskarzinom (FPC) basieren auf endosonographischer und/oder MR-tomographischer Bildgebung. Bei bis zu 40% der Risikopersonen (RP) werden hierbei zystische Läsionen detektiert, die verdächtig auf kleine intraduktale papilläre muzinösen Neoplasien der Seitengänge (BD-IPMN) sind. Die pathologische Bedeutung dieser Läsionen beim FPC ist bisher nicht geklärt.

Patienten und Methoden: RP des prospektiven Screeningprogramms der Nationalen Fallsammlung familiäres Pankreaskarzinom mit kleinen „Imaging“ -IPMNs, die sich einer Operation unterzogen, wurden hinsichtlich der klinisch-pathologischen Ergebnisse und der Lokalisation der Läsionen analysiert.

Ergebnisse: In 11 Jahren (2002 – 2013) nahmen 180 RP aus 81 FPC-Familien am Screeningprogramm teil. 84 RP (46%) wiesen kleine zystische (2 – 10 mm) unizystische Läsionen oder multizystische Läsionen im Pankreas auf, welche MR-tomographisch verdächtig auf BD-IPMN waren. Bei 7 dieser RP mit multiplen Läsionen (> 3) wurde nach interdisziplinärer Besprechung eine Pankreasresektion (6 totale Pankreatektomie, 1 PPPD) durchgeführt, obwohl die Sendai-Kriterien für eine IPMN-Resektion nicht erfüllt waren. Die histologische Aufarbeitung ergab bei 6 dieser Patienten BD-IPMNs mit niedriger bzw. moderater Dysplasie vom gastrischen Typ in Kombination mit multifokalen PanIN2 und PanIN3-Läsionen. Eine Patientin hatte lediglich winzige Gangektasien im Pankreasschwanz mit multifokalen PanIN-II-Läsionen sowie einer PanIN-III-Läsion im Pankreaskopf. Überraschend war, dass die Lokalisation der histologisch gesicherten PanIN2/3-Läsionen nicht mit den präoperativ in der Bildgebung dargestellten zystischen Läsionen korrespondierten und auch retrospektiv nicht sichtbar waren.

Schlussfolgerung: Im Rahmen des FPC könnte das Vorliegen von multiplen, kleinen „Imaging“-BD-IPMNs ein Indikator für die Präsenz höhergradiger PanIN-Läsionen an anderen Lokalisation im Pankreas sein.