Z Gastroenterol 2012; 50 - V43
DOI: 10.1055/s-0032-1323892

Gesamtes Spektrum des ERCP-Trainings an einem neuartigen Hands-on-Simulator

KE Grund 1, R Ingenpaß 1, U Schweizer 1, M Vietz 2, V Aurich 2
  • 1Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Tübingen, Germany
  • 2Heinrich-Heine-Universität, Institut für Informatik, Düsseldorf, Germany

Einleitung & Problemstellung: Ein zunehmendes und gravierendes Problem der ERCP liegt im Bereich Ausbildung und Training. Als Alternative zum ohne Zweifel unethischen Lernen am Patienten bedarf es eines anatomisch korrekten Trainingsmodells, das unlimitierte Wiederholung aller Interventionen ermöglicht, keine Hygienebeschränkungen hat und den Einsatz von herkömmlichem Equipment erlaubt. Die bislang vorhandenen Trainingsmodelle erfüllen diese Forderungen nicht: Das Training am lebenden Schwein ist mit sehr hohen Kosten und Organisationsaufwand verbunden und ethisch problematisch. Entscheidende Nachteile sind zudem eine vom Menschen abweichende Anatomie und die Limitierung der Interventionen. Dasselbe gilt für Biomodelle, die zudem unter mangelnder Ästhetik leiden und hygienisch bedenklich sind. Einfache Plastikmodelle lassen Realitätsnähe und die entscheidende Haptik vermissen. Letzteres gilt auch für Computermodelle, die außerdem extrem teuer und nur bedingt realitätsnah sind.

Methodik & Ergebnis: Mit dem neuartigen Tübinger Biliphanten ist ein aus Kunststoffen und künstlichen Geweben aufgebautes Hands-on-Phantom entstanden, das der aus Patientendaten generierten menschlichen Anatomie exakt entspricht und eine nahezu patientenidentische Haptik bietet. Durch variablen Austausch einzelner Module ist jeder Trainingsschritt beliebig oft wiederholbar. Endoskopisch und radiologisch zugänglich sind der gesamte obere GIT, das Gallengangsystem (bis in die Gänge 3. Ordnung) und der Pankreasgang.

Die getrennte Sondierung beider Gangsysteme (sogar ohne Röntgendurchleuchtung!) kann ebenso hands-on trainiert werden, wie Papillotomien in allen Varianten, Stenosetherapien mit Bougierung, Ballondilatation, Platzierung von Plastik- und Metallstents sowie Steintherapie (Lithotripsie, Extraktion etc.). In der weiteren Entwicklung sind u.a. Blutungssimulation bei der Papillotomie sowie Pankreas-Eingriffe.

Schlussfolgerung: Das Tübinger Hands-on-Phantom ‚Biliphant' stellt eine neue Qualität von Trainingsmodellen für die ERCP dar und bietet:

  • nachhaltige Trainingseffekte durch exakte menschliche Anatomie,

  • realistische Oberflächeneigenschaften und Haptik,

  • ein hygienisch und ethisch unbedenkliches Phantom (tiermaterialfrei!) sowie

  • modularen Aufbau für optimierte Didaktik.

Ausbildung und Training in der Endoskopie
Donnerstag, 20. September 2012/08:30–10:00/Saal E