Z Gastroenterol 2012; 50 - PP4
DOI: 10.1055/s-0032-1322348

Inanspruchnahme und Ergebnisse zusätzlicher Koloskopien nach 51.301 Vorsorgekoloskopien in Bayern

C Stock 1, M Hoffmeister 1, B Birkner 2, 3, H Brenner 1
  • 1Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
  • 2Praxis Gastroenterologie am Max Weber Platz, München
  • 3Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, München

Hintergrund: Nach einer Vorsorgekoloskopie ohne Karzinombefund sind eventuell weitere Koloskopien zur Adenom-Nachsorge oder aus anderen diagnostischen Gründen erforderlich. Wir untersuchten die Inanspruchnahme und die Ergebnisse solcher zusätzlicher Koloskopien innerhalb von 3 Jahren, dem Nachsorgeintervall für Hochrisiko-Adenome, in der Routineversorgung.

Materialien und Methoden: Wir führten eine retrospektive Kohortenstudie mit Daten der „Qualitätsmaßnahme Koloskopie“ der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns durch. Personen mit Vorsorgekoloskopie im Jahr 2006 und ohne Karzinombefund wurden im Hinblick auf zusätzliche, vom gleichen Arzt durchgeführte Koloskopien nachbeobachtet. Mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse wurden Prädiktoren der zusätzlichen Inanspruchnahme und der Entdeckung fortgeschrittener Neoplasien (Hochrisiko-Adenom oder Karzinom) innerhalb von 6–36 Monaten nach Vorsorgekoloskopie untersucht.

Ergebnisse: In die Studie wurden 51,301 Personen mit Vorsorgekoloskopie eingeschlossen. Der Anteil der Personen mit zusätzlicher Koloskopie innerhalb von 3 Jahren war 6,2% (95%-Konfidenzintervall: 5,9–6,4%), 18,6% (17,8–19,4%) und 37,0 (35,5–38,4%) nach negativem, Niedrigrisiko- bzw. Hochrisiko-Adenombefund. Der Anteil der weiteren Untersuchungen mit Symptomen als Indikation betrug 41,1% (39,9–42,3%). Die zusätzlichen Koloskopien ergaben in 66,6% (65,3–67,8%), 23,8% (22,7–24,9) und 9,0% (8,2–9,7%) einen negativen, Niedrigrisiko-, bzw. Hochrisiko-Adenombefund, sowie in 0,6% (0,4–0,9%) einen Karzinombefund. Niedrigeres Alter, männliches Geschlecht, Adenombefund, chronisch-entzündliche Darmerkrankung und sehr früh (<6 Monate) wiederholte Koloskopie waren positiv mit zusätzlicher Inanspruchnahme assoziert. Höheres Alter, männliches Geschlecht, Adenombefund, und Adenom-Nachsorge als Indikation (im Gegensatz zu Symptomen) waren positiv mit der Entdeckung fortgeschrittener Neoplasien assoziert.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf eine teilweise Überinanspruchnahme zusätzlicher Koloskopien nach Vorsorgekoloskopie hin. Durch eine stärkere Fokussierung auf die Risiken fortgeschrittener Neoplasien bei der Indikationsstellung könnte die Effizienz der Darmkrebsvorsorge insgesamt verbessert werden.