Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V034
DOI: 10.1055/s-0032-1301447

Charakterisierung des zerebralen venösen Blutflusses mittels Fluss-sensitiver 4D MRT

F Schuchardt 1, J Drexl 2, K Huang 1, L Schroeder 1, C Strecker 1, J Lambeck 1, M Markl 3, A Hennemuth 2, A Harloff 1
  • 1Abteilung Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
  • 2Fraunhofer MEVIS Bremen, Bremen
  • 3MR-Physik, Radiologie Uniklinik Freiburg, Freiburg

Fragestellung: Störungen des Blutflusses bei Erkrankungen zerebraler Venen können mit herkömmlichen MRT- oder Ultraschall-Untersuchungen nicht oder nur sehr eingeschränkt erfasst werden. Ziel dieser laufenden Studie ist die 3D Visualisierung und direkte Quantifizierung der venösen Blutströmung bei Probanden und Patienten mit Sinusvenenthrombose und sekundärem Pseudotumor cerebri im Verlauf.

Methodisches Vorgehen: Bislang wurden 22 Probanden, 20 Patienten mit Encephalomyelitis disseminata und 6 Patienten mit akuter Sinusvenenthrombose eingeschlossen. Blutflussvolumen und –geschwindigkeit wurden mittels Fluss-sensitiver 4D MRT und 2D Phasenkontrastangiographie intrakraniell und extrakraniell mittels 32 Kanal Kopfspule bei 3 Tesla (TRIO, Siemens, Germany) gemessen. Die Visualisierung und Quantifizierung erfolgte anhand einer Bildbearbeitungssoftware (MevisFLOW, Fraunhofer MEVIS, Germany). Flussparameter wurden an venösen Gefäßabschnitten, die mit farbcodierter 2D Duplexsonographie erfassbar sind, verglichen.

Ergebnisse: Die zeitaufgelöste 3D Visualisierung des Blutflusses intrakranieller Arterien inklusive Brückenvenen war bei Probanden und Patienten in nahezu allen Abschnitten zuverlässig möglich. Sowohl die Zunahme des venösen Blutvolumens im S. sagittalis superior von rostral nach dorsal nach Einmündung der Brückenvenen als auch pathologischer Fluss bei thrombotisch bedingten Stenosen oder Verschlüssen konnten individuell in vivo nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen: Mit Hilfe der Fluss-sensitiven 4D MRT kann die Blutströmung nahezu aller zerebralen Venen auch an sonografisch schwer oder wegen des fehlenden Schallfensters nicht zugänglichen Gefäßabschnitten in 3D dargestellt und quantifiziert werden. Dies verbessert die bisherigen Untersuchungsmöglichkeiten und die Untersuchung pathophysiologischer Zusammenhänge bei Erkrankungen zerebraler Venen.