Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - O_8
DOI: 10.1055/s-0031-1286463

Verlust der Heterozygotie proximal zum M6P/IGF2R Lokus in zirkulierender DNA von Ovarialkarzinom-Patientinnen ist prädiktiv für ein verkürztes progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben

P Wimberger 1, JD Kuhlmann 1, H Schwarzenbach 2, M Heubner 1, M Poetsch 3, R Kimmig 1, S Kasimir-Bauer 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universität Duisburg-Essen
  • 2Institut für Tumorbiologie, Universität Hamburg-Eppendorf
  • 3Institut für Forensische Medizin, Universität Duisburg-Essen

Fragestellung:

Kürzlich konnte unsere Arbeitsgruppe zeigen, dass der Verlust der Heterozygotie (LOH) proximal zum M6P/IGF2R Lokus (D6S1581) bei Patientinnen mit einem primären Ovarialkarzinom ein Biomarker für Tumorzelldisseminierung (DTZ) ins Knochenmark (KM) darstellt. Wünschenswert wäre allerdings ein Biomarker im peripheren Blut, auch zum Monitoring der Erkrankung. Daher quantifizierten wir den zirkulierende DNA (cirDNA)-Gehalt in Seren von 63 Ovarialkarzinompatientinnen vor der Primäroperation und nach Abschluss der adjuvanten Platin-haltigen Chemotherapie. Wir beschrieben die LOH-Inzidenz an vier Ovarialkarzinom-relevanten chromosomalen Loki, korrelierten den LOH-Nachweis mit DTZ im und evaluierten die prognostische Signifikanz der LOH.

Methode:

cirDNA wurde extrahiert aus den Seren der 63 Patientinnen, gefolgt von einer Fraktionierung in hoch- und niedermolekulare Fraktionen (HMWF, LMWF) zum LOH-Profiling mittels PCR-basierter Fluoreszenz-Microsatelliten-Analyse. Die Analyse der DTZ in KM-Aspiraten erfolgte immunzytochemisch mit dem pan-Zytokeratin-Antikörper A45-B/B3.

Ergebnisse:

Wir beobachteten einen Abfall des cirDNA Gehalts in der LMWF nach Chemotherapie (p=0,0001) und der DNA-Gehalt in der HMWF war prädiktiv für den postoperativen Tumorrest (p=0,017). LOH war häufig nachweisbar in der LMWF mit einer Gesamthäufigkeit von 67% und die LOH-Inzidenz verringerte sich nur moderat nach Chemotherapie (45%). Vor Operation korrelierte LOH am Mikrosatellitenmarker D10S1765 und D13S218 signifikant mit dem FIGO-Stadium (p=0,035 bzw. p=0,012), Ein Allelverlust am Marker D10S1765 assoziierte mit dem Tumorgrading (p=0,012) und LOH am Marker D6S1581 beider Fraktionen war prädiktiv für ein verkürztes progressions-freies Überleben (p=0,021) und Gesamtüberleben (p=0,030). Ein Allelverlust am D10S1765 Mikrosatellitenmarker in der LMWF nach Chemotherapie korrelierte signifikant mit dem Nachweis der DTZ im KM nach Chemotherapie (p=0,017).

Schlussfolgerung:

Wir konnten erstmals zeigen, dass Allelverluste an den Markern D10S1765 und D6S1581 neue Blut-basierte Biomarker bei Ovarialkarzinompatientinnen darstellen, was für das Therapiemonitoring von klinischer Bedeutung sein könnte.