Gesundheitswesen 2010; 72 - V289
DOI: 10.1055/s-0030-1266495

Metaanalyse publizierter Daten zur Assoziation des TP53 Codon 72 Polymorphismus und dem Zervixkarzinom

M Ressing 1, J König 1, S Glodny 2, M Blettner 1, S Klug 3
  • 1IMBEI, Mainz
  • 2Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld
  • 3Universitäts KrebsCentrum, TU Dresden, Dresden

Hintergrund: Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) wurde als kausaler Faktor bei der Entstehung des Zervixkarzinoms identifiziert. Weitere Risikofaktoren, wie z.B. genetische Prädisposition, könnten bei der Entstehung eines Zervixkarzinoms eine Rolle spielen. Kontrovers diskutiert wird der Einfluss eines Polymorphismus am Codon 72 des Tumorsuppressorgens TP53. Über 80 Studien weltweit wurden zu dieser Thematik zwischen 1998 und 2006 veröffentlicht. Wir haben eine Metaanalyse mit allen publizierten Daten zu einer möglichen Assoziation zwischen dem TP53 Polymorphismus und dem Zervixkarzinom durchgeführt. Die hier vorliegende Metaanalyse wurde unabhängig von unserer 2009 publizierten gepoolten Reanalyse durchgeführt, bei der in die Auswertung 48 dieser Studien eingeschlossen wurden, von denen uns Individualdaten von den jeweiligen Autoren zur Verfügung gestellt worden waren (Klug et al, Lancet Oncol 2009). Methoden: In die Metaanalyse mit publizierten Daten konnten 7357 Fälle und 9352 Kontrollen aus insgesamt 64 Studien eingeschlossen werden. Es wurden gepoolte Schätzer mittels Maximum-Likelihood-Verfahren in einem Random-Effects Modell berechnet. Subgruppenanalysen wurden nach HPV-Status, Ethnie, Hardy-Weinberg-Equilibrium sowie Qualität der jeweiligen Studie und des Probenmaterials, welches zur Genotypisierung verwendet wurde, durchgeführt. Ergebnisse: Die Auswertungen mit allen zur Verfügung stehenden eligiblen Kontrollen ergaben beim Vergleich von Arginin homozygoten mit heterozygoten Frauen (Referenz) einen signifikant erhöhten Effektschätzer für das Zervixkarzinom (1,24; 95% Konfidenzintervall: 1,09–1,41). Ein ähnliches Ergebnis fand sich beim Vergleich von Arginin homozygoten Frauen mit heterozygoten und Prolin homozygoten Frauen (Referenz). Allerdings zeigten Subgruppenanalysen keine erhöhten Risiken bei methodisch soliden epidemiologischen Studien sowie bei Studien, in denen der TP53 Genotyp mittels Leukozyten DNA, und nicht aus Tumorgewebe, bestimmt wurde. Sensitivitätsanalysen mit ausschließlich zytologisch negativen Kontrollen bestätigten diese Ergebnisse. Schlussfolgerung: In unserer Metaanalyse mit publizierten Daten aus 64 Studien konnte keine Assoziation zwischen dem TP53 Codon 72 Polymorphismus und dem Zervixkarzinom nachgewiesen werden, wenn die Analysen auf methodisch hochwertigen Studien basierten. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit unserer gepoolten Reanalyse mit Originaldaten aus 48 Studien.