Pneumologie 2011; 65(10): 631-632
DOI: 10.1055/s-0030-1256902
Leserbrief

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stellungnahme

StatementX.  Baur, A.  Heutelbeck1 , P.  Kujath1 , H.  Stahlkopf1
  • 1
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 October 2011 (online)

Pneumologie 2011; 65: 263 – 282

Wir danken Herrn Kollegen Müsken für die wichtigen Hinweise zur Bedeutung der Vorratsmilben als Allergieauslöser in der Landwirtschaft. Wir hatten hierzu bereits im ersten Satz des Kapitels 6.4.5 Landwirtschaft der Leitlinie [1] ausgeführt: „Allergene von Nutztieren, Getreide und Vorratsmilben zählen zu den häufigen Auslösern allergischer Atemwegerkrankungen in der Landwirtschaft” [2]. Das Literaturzitat basiert auf umfangreichen und detaillierten Erhebungen des Finnish Register of Occupational Diseases (FORD) im Zeitraum von 1986 – 2002; es wurden pro Jahr zwischen 0 und 31 Erkrankungsfälle durch Vorratsmilben und zwischen 22 und 159 Erkrankungsfälle durch Zuchttiere (ganz überwiegend durch Rinder) erfasst. Die Zahlen dürften für die Landwirtschaft in Europa weitgehend repräsentativ sein, wobei allerdings regional und in Abhängigkeit von den im Einzelfall vorliegenden Verhältnissen Unterschiede bestehen können. Für Deutschland sind keine derart detaillierten Berufskrankheitsauswertungen bekannt. Wir schließen uns den Aussagen von Herrn Dr. Müsken an, dass den Vorratsmilben als Allergieauslöser in der Landwirtschaft (und weit darüber hinaus) im Rahmen der Diagnostik obstruktiver Atemwegserkrankungen mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Zweifelsohne besteht auf diesem Gebiet noch erheblicher Forschungsbedarf, insbesondere in Anbetracht der Disproportionalität der Vielfalt der nachgewiesenen Milbenspezies und des engen Spektrums diesbezüglicher kommerzieller Testextrakte. Wir werden auf diese Aspekte im Update der Leitlinie eingehen. Es ist allerdings nicht das Ziel einer klinischen Leitlinie, eine umfassende Darstellung der bereits in Originalarbeiten zu findenden Übersichten, z. B. über die Vielzahl der Vorratsmilbenspezies, wiederzugeben.

Herr Dr. Müsken greift weitere wichtige Aspekte auf, die Heterogenität, die vielfach fehlende Standardisierung und geringe allergene Potenz kommerziell erhältlicher Allergenextrakte. Dies betrifft Produkte zur Diagnostik von Allergien gegen Rinder, Vorratsmilben, Latex, Mehle und andere mehr (eigene Beobachtungen, [3] [4]). Wir konnten ähnlich wie Herr Dr. Müsken vorwiegend Probleme in der Sensitivität, d. h. falsch negative Ergebnisse, beobachten. Eine gleichartige Problematik ergibt sich für die kommerziell erhältlichen Extrakte von Schimmelpilzen, die im Bereich der Landwirtschaft eine bisher nicht näher untersuchte Relevanz aufweisen [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13]. Auch diesbezüglich besteht Forschungsbedarf.

Gerne werden wir in der im nächsten Jahr vorgesehenen Aktualisierung der Leitlinie die angesprochenen Gesichtspunkte und die in diesem Zusammenhang relevanten aktuellen Kenntnisse berücksichtigen. Wir hoffen dabei, dass die Leitlinie mit dazu beiträgt, die bestehenden Kenntnislücken und diagnostischen Probleme zu schließen bzw. zu lösen.

Für die Autoren:
Xaver Baur, Hamburg

Astrid Heutelbeck, Göttingen

Literatur

  • 1 Baur X, Heutelbeck A et al. Prevention of Occupational Airway Diseases.  Pneumologie. 2011;  65 263-282
  • 2 Piipari R, Keskinen H. Agents causing occupational asthma in Finland in 1986 – 2002: cow epithelium bypassed by moulds from moisture-damaged buildings.  Clin Exp Allergy. 2005;  35 1632-1637
  • 3 van Kampen V, Raulf-Heimsoth M et al. Diagnostics of occupational type I allergies--comparison of skin prick test solutions from different manufacturers for selected occupational allergens.  Pneumologie. 2010;  64 271-277
  • 4 van Kampen V, Merget R et al. Comparison of wheat and rye flour solutions for skin prick testing: a multi-centre study (Stad 1).  Clin Exp Allergy. 2009;  39 1896-1902
  • 5 Aukrust L, Aas K. The diagnosis of immediate type allergy to Cladosporium herbarum. Differences between extracts and the efficacy of radioallergosorbent test (RAST) assays.  Allergy. 1978;  33 24-29
  • 6 Burge H A, Simmons E G et al. Intrinsic variability in airborne fungi: implications for allergen standardization.  Experientia. 1987;  51 143-146
  • 7 Lavins B J, Dolen W K et al. Use of standardized and conventional allergen extracts in prick skin testing.  J Allergy Clin Immunol. 1992;  89 658-666
  • 8 Zhang L, Curran I et al. Two-dimensional immunoblot analysis of allergens of Cladosporium herbarum.  Clin Exp Allergy. 1994;  24 263-269
  • 9 Mari A, Schneider P et al. Sensitization to fungi: epidemiology, comparative skin tests, and IgE reactivity of fungal extracts.  Clin Exp Allergy. 2003;  33 1429-1438
  • 10 Smits W L, Letz K L et al. Evaluating the response of patients undergoing both allergy skin testing and in vitro allergy testing with the ImmunoCAP Technology System.  J Am Acad Nurse Pract. 2003;  15 415-423
  • 11 Heutelbeck A, Rinnau E et al. Allergologische Diagnostik bei Verdacht auf eine Schimmelpilzallergie beim Umgang mit Kühlschmierstoffen in der Metallindustrie.  Zbl Arbeitsmedizin. 2004;  54 138-145
  • 12 Green B J, Tovey E R et al. Airborne fungal fragments and allergenicity.  Med Mycol. 2006;  44 (Suppl 1) 245-255
  • 13 Simon-Nobbe B, Denk U et al. The spectrum of fungal allergy.  Int Arch Allergy Immunol. 2008;  145 58-86

Prof. Dr. med. Xaver Baur

Ordinariat und Zentralinstitut für Arbeitsmedizin Hamburg

Seewartenstr. 10
20459 Hamburg

Email: xaver.baur@bgv.hamburg.de

    >