Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5 - P150
DOI: 10.1055/s-0030-1253879

Gute kindliche Lebensqualität und psychisches Wohlbefinden der Mütter: 12 Monatsdaten der ONSET-Studie zur sensorunterstützten Insulinpumpentherapie

K Lange 1, T Danne 2, R Coutant 3, T Kapellen 4, E Pankowska 5, B Rami 6, N Krug 1, B Aschemeier 2, K Remus 2, S Bläsig 2, E Marquardt 2, R Hartmann 2, O Kordonouri 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
  • 2Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Germany
  • 3Centre Hospitalier Universitaire, Département de Pédiatrie, Angers, France
  • 4Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig, Germany
  • 5Medical University of Warsaw, Department of Pediatric Diabetology and Birth Defects, Warsaw, Poland
  • 6Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien, Austria

Fragestellung: Die pädiatrische ONSET-Studie ist eine prospektive randomisierte klinische Studie zum Einsatz einer sensorunterstützten Insulinpumpentherapie von Diagnose des Typ 1 Diabetes (T1D) an. Neben metabolischen Parametern wird hier der Einfluss der neuen Technologie auf die Lebensqualität der Kinder und ihrer Eltern über 12 Monate untersucht.

Methodik: Es wurden 160 Kinder aus 5 europäischen pädiatrischen Diabeteszentren innerhalb von 28 Tagen nach der Diagnose eines T1D im Alter von 1–16 Jahren (Mittelwert: 8,7±4,4J.) in die Studie aufgenommen und einem randomisierten Behandlungszweig (Intervention: sensorunterstützte Pumpe vs. Kontrolle: nur Pumpe) zugewiesen. Das psychische Befinden der Mütter bzw. anderer primärer Bezugspersonen der Kinder wurde mit dem WHO-5 (Bech 2004), einem Screening-Instrument für affektive Störungen, erhoben. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (QoL) der Kinder (>7 Jahre) wurde mit dem KIDSCREEN-27 (Ravens-Sieberer et al. 2005) und zusätzlich aus Sicht der Eltern (KIDSCREEN-27-proxy) erfasst. Die Bögen wurden nach der Diagnose sowie nach 6 und 12 Monaten beantwortet.

Ergebnisse: 154 Kinder beendeten die Studie. Die T-Werte der kindlichen QoL im KIDSCREEN (jeweils 5 Subskalen) unterschieden sich zu keinem der drei Messzeitpunkte zwischen den zwei Studienarmen – und zwar sowohl aus Sicht der Kinder wie auch ihrer Eltern (jeweils p>0,1). Während die T-Werte bei T1D-Diagnose aus Sicht der Eltern für die Subskalen „körperliches Wohlbefinden“ 39,4±9,8, „psychische Befinden“ 40,1±10,7, „soziale Integration“ 44,7±13,9 und „Schule“ 46,3±12,7 signifikant schlechter als die europäischen Normwerte waren, lagen die entsprechenden mittleren Werte nach 6 und 12 Monaten im Bereich der Norm gesunder Kinder (jeweils p>0,1). Dies gilt auch für die Selbsteinschätzungen der Kinder. Der mittlere Gesamtscore der Mütter im WHO-5 (negativ – positiv: 0–100) betrug initial 46,3±22,8, d.h. bei 55,3% der Mütter ergaben sich deutliche Hinweise auf eine Depression. Bereits nach 6 Monaten ergab sich für die Mütter der Interventionsgruppe ein Wert von 60,2±22,6 und in der Kontrollgruppe von 60,7±22,6, nach 12 Monaten 62,7±18,9 vs. 60,8±19,3. Während hier keine systematischen Unterschiede zwischen den Studienarmen nachweisbar waren, kam es insgesamt zu einer schnellen und signifikanten Verbesserung des Befindens der Mütter in beiden Gruppen (p<0,01)

Schlussfolgerungen: Unter beiden Therapiekonzepten verbessert sich die Lebensqualität der Kinder innerhalb weniger Monate nach Diagnose so, dass kein Unterschied zu gesunden Gleichaltrigen nachgewiesen werden kann. Im Vergleich zu einer Studie mit Injektionstherapie erholen sich Mütter bei gleicher Ausgangslage (48±28) nach 6 Monaten (52±21, P<0,03) bzw. 12 Monaten (58±20) Diabetes ihres Kindes mit Pumpe bzw. sensorunterstützter Pumpe trotz technisch anspruchsvoller Therapie deutlich schneller.

Unterstützt durch Forschungsmittel der Fa. Medtronic International Trading Sàrl, Schweiz.